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Ideen für gutes Storytelling

Ich höre mich oft sagen: „Ich schaue nicht gerne Serien, die eine über mehrere Folgen laufende Handlung haben.“ Wie zum Beispiel „Breaking Bad“. Und dennoch haben meine Freundin und ich über Monate hinweg letztlich alle fünf Staffeln geschaut. Die Erleichterung nach der letzten Szene war groß. Trotzdem dachte ich danach: „Nie wieder tue ich mir das an!“.

Vielleicht liegt es daran, dass ich vorwiegend mit dem klassischen Hollywood-Kino und Sitcoms aufgewachsen bin. Blockbuster dauern im Schnitt 90 Minuten bis zwei Stunden und Sitcoms haben selten eine über zwei Folgen erstreckende Handlung. Wahrscheinlich fühle ich mich auf der sicheren Seite, wenn ich bei den kurzen Häppchen bleibe. Die Angst, zu viel Zeit in eine schlechte Geschichte gesteckt zu haben, ist bei mir anscheinend größer, als die Neugier, wie die Serie wohl endet. Mein Glück war also, dass ich nach fünf Staffeln und dutzenden Stunden auf der Couch, tatsächlich zufrieden war.

Also was macht eine Geschichte erst richtig gut?

Ganz einfach gesagt, folgt sie den drei einfachen Schritten des Storytelling:

  • Die Einführung (Setup)
  • Die Erinnerung (Reminder)
  • Die Erkenntnis (Payoff)

Natürlich gibt es noch das klassische Drei-Akte-Modell und einige andere Strukturen des traditionellen Aufbaus einer Geschichte. Die Einführung, Erinnerung und Erkenntnis ist Teil dieser Theorien und sollte auf jedes Detail der Geschichte angewendet werden.

Die Einführung

Ohne eine klare Einführung werden neue Objekte oder Charaktere immer überraschend auftauchen und der Betrachter wird sich fragen, woher sie kommen oder ob er etwas verpasst hat.

Wenn wir also Geschichten erzählen, ist es wichtig, die Objekte, die später für die Handlung relevant werden, wenigstens einmal gezeigt zu haben. Am Ende des Kampfes wird der Bösewicht mit einem zufällig auf der Straße liegenden Baseballschläger erschlagen und der Held reitet auf einem Pferd in den Sonnenuntergang. Da sowohl Baseballschläger als auch Pferde normalerweise nicht einfach so auf der Straße rumliegen bzw. stehen, wird man sich zwangsläufig fragen: „Woher kam der Schläger und wieso steht da ein Pferd rum?“ Emma Coats, Storyboard Artist bei Pixar, schreibt dazu:

„Zufälle, um Charaktere in Schwierigkeiten zu bringen, sind großartig. Zufälle, um sie dort wieder herauszubekommen, fühlen sich falsch an.“

Genauso verhält es sich mit Charakteren. Die Handlungen des Helden werden nur dann schlüssig sein, wenn wir seine Motivation und Fähigkeiten kennen. Wenn es also soweit ist, dass unser Held eine kniffelige Situation lösen muss und dafür auf eine seltene Begabung zurückgreift, sollte er zuvor dabei gesehen worden sein, wie er dieses Talent in einer normalen Situation ausübt oder wir sehen beispielsweise eine Urkunde an der Wand in seiner Wohnung hängen.

Auch Umgebungen oder die Welt, in der die Handlung spielt, muss erklärt werden, wenn sie anders ist als der Lebensraum, den wir kennen: Warum fliegen hier Autos durch die Gegend? Wieso sieht alles wie eine Wüstenlandschaft aus? Eine eingeblendete Jahreszahl oder eine alte Zeitung, die im Staub liegend eine Katastrophe als Schlagzeile präsentiert, geben dem Betrachter schon hilfreiche Hinweise darauf, wie sich diese Welt von unserer unterscheidet.

Die Erkenntnis

Genauso verhält es sich andersherum. Wozu zeigt man einen Schlüssel, wenn es nie die Absicht gab, damit etwas zu öffnen? Oder warum spielt die Handlung in einer anderen Zeit oder unter anderen Umständen, wenn es nicht der Geschichte oder der Motivation des Charakters dient? Am Ende bliebe doch nur das Gefühl der Unvollkommenheit. Und die einzige Erkenntnis wäre, dass man Zeuge einer schlechten Geschichte war.

Ein Klassiker in der Hinsicht ist wahrscheinlich jeder bisherige James Bond Film. Im Hauptquartier von Q werden allerhand Gadgets gezeigt, die Bond im Kampf gegen den Antagonisten unterstützen sollen. Kenner der Reihe können sich sicher sein, dass die zuvor dem Publikum demonstrierten Tools später auch zum Einsatz kommen. Und sobald es passiert, sprudeln selbst beim abgeklärtesten Bond-Fan die Endorphine in die Höhe.

Die Erinnerung

Ja, stimmt. Da war doch noch was. Die Erinnerung erscheint erstmal nicht so wichtig, wie die Einführung und die Erkenntnis. Dennoch: Ein Sidekick, der am Anfang einmal vorgestellt wird und am Ende wie aus dem Nichts unseren Helden rettet, wirkt unglaubwürdig. Der rote Faden sollte sich für jeden Teil der Geschichte organisch anfühlen. Daher muss unser Retter hier eine schlüssige Rolle spielen und mehr als nur einmal vor seinem großen Auftritt in die Geschichte integriert werden.

Für jeden Teil der Handlung muss also, je nach Tragweite für den Verlauf, die Balance gefunden werden, inwieweit sie zum Einsatz kommen. Dabei ist nicht die Anzahl der Erinnerungen das Entscheidende, sondern die Intensität, in der sie dargestellt werden.

„Breaking Bad“ war auf jeden Fall intensiv. Mal mehr und mal weniger. Und vielleicht schaue ich irgendwann doch nochmal eine Serie, die mich fünf Staffeln wie auf einem heißen Stuhl sitzen lässt. Ich hoffe einfach nur, sie folgt dann auch diesem einfachen Schema und am Ende zahlt es sich für mich aus.

 

Bild Credits: Skitterphoto, under Creative Commons Zero Licence, via pixabay.com