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Journalismus und Digitalisierung – Künstliche Intelligenz, immersiver Journalismus und Co

Die Digitalisierung und die Journalismusbranche waren noch nie unbedingt die besten Freunde. Angefangen mit dem großen Internetboom der frühen Zweitausender, haben viele Medienhäuser den Dreh immer noch nicht ganz raus, wie man sein digitales Geschäft so profitabel wie einst das Printgeschäft gestalten könnte. Neben der Texterstellung durch künstliche Intelligenz bietet immersiver Journalismus vielleicht eine Möglichkeit diesen Umstand jetzt zu ändern.

Digitalisierung im Journalismus

Was früher der Zeitungsverkauf am Kiosk war, sind heute die Klicks. Viele Klicks sprechen für einen hohen Werbewert, wenige verringern den Wert. Durch das Phänomen Fake News wird klar, welche Mechanismen User dazu führen, auf einen Link zu klicken. Es lässt sich wohl auf eine schockierende Headline und einen Artikel, der der eigenen Weltanschauung entspricht, zusammenfassen.

Clickbait? Nein, danke!

Für ein etabliertes Medienhaus ist Clickbait, also das gezielte Klick-Ködern, um Werbeeinnahmen zu erhöhen, keine Option. Denn, auch wenn man hier auf aussagekräftige Überschriften setzt, betreibt man bei qualitativ hochwertigem Journalismus kein Clickbaiting. Doch genau das würde dem ein oder anderen vielleicht helfen, mehr User auf die Webseite zu ziehen und somit mehr Werbegelder zu finanzieren. In welchem Dilemma Medienhäuser stecken, haben wir schon einmal im Beitrag „Klicks im Journalismus“ genauer beschrieben.

Roboter als neutraler Texter

Spannend könnte dabei der Einsatz von künstlicher Intelligenz werden. Denn wenn ein Roboter einen Text erstellt, kann man davon ausgehen, dass dieser neutral verfasst wird. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Beispiele von Chatbots, die eigene Persönlichkeitszüge auf Basis anderer Nutzerverhalten entwickelt haben. Allerdings waren diese auch darauf ausgelegt, aus anderen Verhaltensstrukturen zu lernen und sich anzupassen.

Die Gefahr bei einem Roboter ist allerdings, dass ein Fehler im Algorithmus schnell zu einer Falschmeldung führen kann. Das möchte man in Zeiten von Fake News und Alternativen Fakten natürlich um jeden Preis vermeiden. Auch gibt es hier für die Kennzeichnungspflicht solcher Roboter noch keine einheitliche Regelung. Einer Befragung durch das Medienmagazin journalist zufolge wünscht sich ein Großteil der Journalisten eine Kennzeichnung von Inhalten, die von einem Roboter erstellt wurden.

360° Berichterstattung – Was ist immersiver Journalismus?

Medien müssen sich schon länger mit dem Vorwurf auseinandersetzen, nur einen bestimmten Ausschnitt der ganzen Wahrheit zu übertragen. Um diesem Vorwurf zu entgehen und einen vollen Überblick über die aktuellen Geschehnisse der Welt liefern zu können, finden so langsam VR-Anwendungen ihren Weg in den Journalismus. Weit verbreitet sind bereits 360°-Aufnahmen, mithilfe derer jeder Verbraucher selbst entscheiden kann, wo er hinsehen möchte. Bekannt unter dem Begriff immersiver Journalismus bieten Medienhäuser ihren Konsumenten nun aber auch die Möglichkeit mithilfe von VR Brillen in die Situation einzutauchen.

Für diese Art der Berichterstattung haben bereits einige Medienhäuser, unter anderem die New York Times, Süddeutsche Zeitung und das ZDF, eigene Mediatheken für ihre VR-Aufnahmen angelegt. Es bleibt spannend, welche weiteren Medienhäuser dem VR-Trend folgen und in welche Richtung sich der Journalismus im Zuge der Digitalisierung, mit künstlicher Intelligenz und Virtual Reality, entwickelt.

Der Zuschauer in der Kontrolle

Damit würde bei vielen Zuschauern zumindest die Sehnsucht nach Echtheit befriedigt werden können. Denn wenn man selbst die Wahl hat, ob man sich nun nach links oder nach rechts dreht, fühlt man sich selbst als Herr der Lage. Man hat selbst die Kontrolle, was man sieht und fühlt sich nicht bevormundet durch eine Selektierung der Medien. Für ein volles immersives Erlebnis wird die Nutzung von VR Brillen allerdings noch weiter ausgebaut werden müssen. Auch wenn 360° Videos bereits einen tieferen Einblick in die Lage vor Ort geben, ist der Eindruck, den man über eine VR Brille generieren würde, noch einnehmender.

Daneben bleibt natürlich auch abzuwarten, inwiefern sich Thematiken wie Filterblasen und Fake News in einer transparenten Welt weiterentwickeln werden. Klar ist allerdings schon heute, dass die Digitalisierung viele Chancen für die Journalismusbranche in petto hält. Bis es aber soweit ist, dass jeder eine VR Brille zu Hause hat und auch seine Nachrichten darüber konsumiert, ohne an einer Motion Sickness zu erkranken, kann man sich schon einmal an die Erlebnisse über 360° Videos erfreuen. Bei all seinen Vorteilen hat immersiver Journalismus auch den Nachteil Konsumenten die vielleicht notwendige Distanz zu Geschehnissen zu nehmen. Einen Punkt, den man nicht vergessen sollte.

Bild Credits: von Free-Photos, under Creative Commons Zero Licence, via pixabay.com