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# RP15: Das waren die Highlights

Anfang Mai hat in Berlin die mittlerweile 9. Ausgabe der re:publica, kurz rp15, mit mehr als 6.000 Teilnehmern und über 300 Stunden Programm stattgefunden. Unter dem Motto „Finding Europe“ haben auch wir uns unter das digitale Volk gemischt und auf die Suche nach spannenden Trends und Insights gemacht.

Europa vs. Digital?

Angesichts des diesjährigen Mottos scheinen das Internet und Europa ja einiges gemeinsam zu haben: Beide stellen eine Art positive Utopie dar, die in den letzten Jahren mitunter eine hohe Erwartungshaltung mit sich brachte. Von Demokratisierung und aktiver Teilhabe war da die Rede. Angesichts aktueller politischer Entwicklungen und vielleicht auch Sascha Lobos Wutrede im vergangenen Jahr scheinen wir heute jedoch an einem Punkt angekommen zu sein, an dem sich die folgende Frage lohnt: Gibt es die oft beschworene digitale Gesellschaft Europas überhaupt?

Nach Antworten auf diese Frage haben wir auf der #rp15 zahlreiche netzpolitische Vorträge besucht. So stellte beispielsweise der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen das im Zuge der Digitalisierung zustande kommende „Konnektiv“ als Organisationsform der fünften Gewalt heraus. Insgesamt dominierten Themen wie Netzneutralität und Vorratsdatenspeicherung auch im Jahr zwei nach Snowden weiterhin die Agenda der Konferenz. Dass diese klassischen Netzthemen heute nicht mehr nur auf das Interesse von Nerds treffen, sondern an gesamtgesellschaftlicher Relevanz gewinnen, zeigen das kontinuierlich steigende Medieninteresse an der Veranstaltung sowie die Anwesenheit prominenter Redner aus der Politik. Umweltministerin Barbara Hendriks verriet beispielsweise das Erfolgsgeheimnis der Klimaschutz-Kampagne #ziek, welche mit der Hilfe zahlreicher Multiplikatoren der Netzwelt erfolgreich Impulse zum Thema Umweltschutz setzen konnte.

Zukunftsfaktor Online-Video

Auch abseits klassischer netzpolitischer Themen gab es spannenden Input. Vor allem Online-Video war auf zahlreichen Podien ein beliebter Diskussionsinhalt, der am Ende pointiert als „Netflix vs. den Rest“ zusammengefasst werden kann. Reed Hastings, CEO des erfolgreichen Streaming-Dienstes, hatte höchstselbst den Weg in die Hauptstadt gefunden und das lineare Fernsehen mit dem guten alten Faxgerät verglichen: zu seiner Zeit ein tolles Kommunikationsmittel, inzwischen jedoch ziemlich überholt. Ginge es nach Hastings‘ Glaskugel, würde bereits in spätestens 20 Jahren jedes Video im Internet als On-Demand-Angebot verfügbar sein. Martin Ott von Facebook ging sogar noch einen Schritt weiter und gab zu bedenken, dass das klassische Online-Video demnächst von Virtual-Reality-Formaten abgelöst werde. Über entsprechende technische Macharten sorgt sich das weltweit erfolgreichste soziale Netzwerk jedoch weniger: Facebook versteht sich eher als Lieferant von Reichweiten und nicht als Content Produzent.

Während also auf den Hauptbühnen einhellig der Tod des linearen Fernsehens vorher gesagt wurde, stritt man sich auf kleineren Nebenbühnen fast trotzig über innovative Medienformate “Made in Germany” sowie die zukünftige Rolle des Journalisten. An dieser habe sich nämlich nichts verändert, es seien vielmehr die sich wandelnden Konsumgewohnheiten, welche neue Werkzeuge für dessen tägliche Arbeit hervorbringen. Eine provokante These stellte in diesem Kontext Juliane Leopold, Chefredakteurin von BuzzFeed Deutschland, auf: Wer heute noch Formate braucht, hat einfach keine guten Geschichten zu erzählen!

Best Practice für Fernsehen 2.0

Ein dennoch gelungenes Beispiel für die Verknüpfung beider Sphären lieferte schließlich „heuteplus“, das neue Nachrichtenformat des ZDF, welches auf der re:publica vorgestellt wurde. Hinter der Sendung stehen drei konsequent an Social Media orientierte Prinzipien: eine eigene inhaltliche Haltung, neue journalistische Macharten sowie eine interaktive Ausrichtung in der Kommunikation mit dem Publikum.

Am Ende sind es vermutlich vor allem diese durch die Themenvielfalt der re:publica bedingten Gegensätze, welche die Veranstaltung so interessant und gleichzeitig auch zunehmend angreifbar machen. An den drei re:publica-Tagen war die STATION Berlin jedenfalls der perfekte Ort, um sich an verschiedenen Perspektiven auf persönlich relevante Themen abzuarbeiten und gleichzeitig darüber hinaus treiben und inspirieren zu lassen.