Skip to content Skip to footer

The Suicide-Button

Bild via Pexels under CC0 Licence

So will Facebook suizidgefährdeten Nutzern helfen

Heutzutage teilen viele Internet-User Erfahrungen und Erlebnisse aus ihrem Leben in sozialen Medien wie Facebook. Zwischen Urlaubsberichten und Bilder der letzten Party werden jedoch auch tiefgründigere und ernstere Themen angesprochen. Für viele User ist es sehr viel einfacher über intime Gefühle zu reden, wenn sie sich hinter einem Bildschirm befinden. Plattformen wie die von Facebook, Twitter und Co. werden unter Umständen für die letzten Hilferufe oder Abschiedsworte in Form von Posts und Tweets genutzt. Vorige Woche stellte Facebook mit dem Suicide-Button nun eine neue Funktion vor, mit der der Internetriese denen, die eine schwere Zeit durchmachen, Mut zusprechen und Hilfe anbieten will.

Wenn User einen Post sehen, der auf suizidale Gedanken schließen lassen könnte, haben sie bald die Möglichkeit, Facebook darüber zu benachrichtigen. Eine dritte Person wird sich diesem Post annehmen und entscheiden, ob Facebook den Autor des Posts kontaktiert und ihm Hilfe anbietet. User, die von Facebook als selbstmordgefährdet eingeschätzt werden, erhalten die Nachricht, dass sich ein Freund um sie sorgt. Sie bekommen nun die Möglichkeit, sich über eine kostenlose Notfall-Rufnummer oder einen Facebook-Chat an jemanden von der National Suicide Prevention Lifeline, in Deutschland die Telefonseelsorge, zu wenden. Sie erhalten Tipps zum Umgang mit Suizidgedanken und Anregungen, um auch die schönen Seiten des Lebens wieder zu entdecken und schätzen zu lernen.

Um sicherzugehen, dass die richtigen Worte bezüglich dieses sensiblen Themas gewählt werden, kooperierte Facebook mit Organisationen für Suizidprävention wie Now Matters Now, National Suicide Prevention Lifeline und SAVE.  Momentan ist dieser Dienst in Teilen der USA verfügbar, weitere Länder sollen laut Facebook folgen.

Posts mit Suizidgedanken sind häufig Hilferufe, die keine Beachtung finden. Facebook will mit diesem Dienst die Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft seiner User stärken und Nutzern, die es brauchen, Hilfe anbieten. Eigentlich eine gute Sache.

Trotzdem betrachten wir die neue Funktion von Facebook mit gemischten Gefühlen: Denn wer will die unpersönlich generierte Hilfe einer Überwachungsmaschine, die dafür bekannt ist, aus Informationen über die eigene Person Profit zu machen? Bei Suizidgefährdeten ist das Gefühl, jemandem wichtig zu sein und liebende Menschen um sich zu haben, essentiell. Ist es nicht eher fatal, wenn Angehörige auf den Facebook-Dienst zurückgreifen, anstatt das persönliche Gespräch mit dieser Person aufzusuchen und sie zu ermutigen? Ist diese Facebook-Erweiterung nur ein Schritt weiter in die Richtung, dass soziale Medien den realen Kontakt mit unserem sozialen Umfeld ersetzen?