Bild via Konrad-Adenauer-Stiftung/Stahlberg/Gamradt
Die Internationale Konferenz für politische Kommunikation 2016 (#IKPK16) in der Konrad Adenauer Stiftung stand, wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl in den USA, ganz im Zeichen des Phänomens Donald Trump.
2 Milliarden Dollar „Earned Media“ sind dafür verantwortlich, dass die Welt sich über eine mögliche Präsidentschaft Donald Trumps Gedanken macht. Oder zumindest mitverantwortlich. Da sind sich Dr. Mark Campbell, National Political Director des Wahlkampfes von Ted Cruz, und sein Team einig. „Earned Media“ bezeichnet, im Gegensatz zu „Paid Media“, die Berichterstattung, die den Kandidaten nichts kostet. Während Hillary Clinton, Ted Cruz und Marco Rubio also Millionen für die Schaltung von Wahlwerbespots ausgeben, reicht ein Tweet von Donald Trump, um die Medien in Aufruhr zu versetzen. Diese Fähigkeit Trumps, die Medien innerhalb kürzester Zeit und ohne monetären Einsatz zu aktivieren, setzt die anderen Kandidaten und ihre Wahlkampfteams unter Druck.
Warum Trump nicht einzuholen war
„Rapid Response“ lautet das Schlagwort, das in den IKPK-Vorträgen zu Wahlkampfstrategien in Zeiten der Digitalisierung und der Trumpisierung immer wieder auftaucht. Alice Stewart, Communications Director im Team von Ted Cruz, nannte die vier goldenen Regeln:
- Respond rapidly
- Address the actual nature of the issue
- Pivot to positive
- Don’t let lies lie
Dass Cruz trotz des strategisch geführten Wahlkampfs nicht gewonnen hat, erklärt sich das Team mit dem Phänomen Trump. Gegen einen so unberechenbaren Kandidaten habe kein Republikaner eine Chance gehabt. Schuld sind am Ende aber trotzdem die Medien. Schließlich habe Trumps gutes Verhältnis zu Fox News dazu geführt, dass diesem die Möglichkeit eingeräumt wurde, beim Sender anzurufen und dann telefonisch live dazu geschaltet zu werden, eine Praxis, die im Wahlkampf normalerweise unüblich ist. Eine derartige TV-Präsenz habe dem Fernsehstar direkt in die Karten gespielt, und es anderen Kandidaten ab einem bestimmten Zeitpunkt unmöglich gemacht noch aufzuholen.
Ära der Snapchat Elections: Opposition Research kann Wahlausgang entscheiden
Schockierend ist für die europäischen Besucher der IKPK16 nicht nur die Wahlkampfführung Donald Trumps, sondern auch der Vortrag von Joe Pounder, dem Co-Founder von America Rising, der im Wahlkampf für den republikanischen Kandidaten Marco Rubio als Berater tätig war. America Rising ist ein Opposition-Research-Unternehmen. Was das genau bedeutet, erklärt Pounder anhand einiger Praxisbeispiele. America Rising setzt Videotracker auf Kandidaten der Demokraten an und macht umfangreiche Hintergrundrecherchen, beispielsweise zu Besitzverhältnissen, Hochzeitsurkunden, Einkommen und der Vergangenheit der Kandidaten. In den sogenannten „Snapchat elections“, also modernen Wahlen, die von kurzen Aufmerksamkeitsspannen und stetigem Informationsfluss geprägt sind, spielen Opposition-Research-Firmen den Medien dann gezielt Informationen zu. Diese können, je nach Brisanz, den Wahlausgang beeinflussen. Joe Pounder beschreibt das als „holding democrats accountable“. Ethische Bedenken habe man keine, schließlich seien alle Informationen frei zugänglich, man müsse sich nur die Mühe machen, sie zu finden.
Clinton und Trump, zwei überlebensgroße Kandidaten
Dass Trump trotz zahlreicher öffentlicher Fehltritte das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur gemacht hat, liegt für Pounder in einem strategischen Fehler bei der Schaltung von sogenannten „Negative Ads“. Diese hätten bis zum Aufgeben Jeb Bushs mit deutlicher Mehrheit Marco Rubio ins Visier genommen und Trump erst viel zu spät beachtet. Vor allem aber seien sowohl Hillary Clinton, als auch Donald Trump „larger than life candidates“, die von weit weniger berühmten Kandidaten kaum zu besiegen seien. Meine Neugier auf das nun bevorstehende Duell dieser zwei überlebensgroßen Kandidaten und dem Ausgang des Wahlkampfes ist spätestens seit dem Besuch der IKPK16 jedenfalls geweckt.