In diesem Monat jährt sich die Gründung des Staates Israel zum 70. Mal.
Nach Jahrhunderten der Völkerwanderung jüdischer Stämme und deren Nachkommen sowie der Verfolgung und Ermordung von rund 6 Millionen Juden durch die Nationalsozialisten im zweiten Weltkrieg stimmte die UN-Generalversammlung zu, Palästina (damals unter britischem Regierungsmandat) in einen arabischen und einen jüdischen Staat aufzuteilen. Am 14. Mai 1948 verlas David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung des heutigen Staates Israels. Während im Westen das Mittelmeer eine natürliche Grenze darstellt, stößt Israel im Osten an den kurvenreichen Grenzfluss Jordan, der das Land von Jordanien trennt.
Doch schon in biblischen Zeiten war der Jordan ein Grenzfluss – damals zwischen dem „Gelobten Land“ der Israeliten und der „Außenwelt“. Nach dem Alten Testament ist das Gelobte Land ein Geschenk Gottes an Abraham, Stammvater der Israeliten, und dessen Nachkommen. Um dieses Land zu erreichen, mussten sie jedoch viele Strapazen auf sich nehmen und die lebensfeindliche Wüste überwinden, bevor sie über den Jordan gehen und jenseits des Flusses eine neue Heimat finden konnten. In der religiösen Literatur wird der Einzug ins Gelobte Land daher oft gleichgesetzt mit dem Eintritt ins Himmelreich.
Nach heutigem Verständnis gelangt ein Christ, ein fehlloses Leben nach christlichen Werten einmal vorausgesetzt, aber nur nach seinem Ableben in den Himmel. Der Eintritt ins Himmelreich und stellvertretend die Redewendung über den Jordan gehen sind daher heute zum Sinnbild für den Tod geworden, auch wenn ursprünglich das genaue Gegenteil, nämlich der Eintritt in ein neues, besseres Leben, gemeint war.