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Ciao Kreditkarte! Warum diese Zahlungsmethode der Vergangenheit angehört

Steht die Kreditkarte vor dem Ende? Nachdem in den letzten Jahren digitales Bezahlen in Ländern wie den USA, Australien und Neuseeland zur Normalität geworden ist und Europa damit sichtlich hinterherhängt, folgt vermutlich die nächste große Veränderung: Der Citigroup-Chef Michael Corbat prophezeit in einem Interview mit der australischen Wirtschaftszeitung „The Australian Financial Review“ (AFR), dass auch die Kreditkarten ihrem Ende entgegensehen.

Kreditkarte vs. PSD2

In Deutschland zahlt durchschnittlich noch jeder Zweite mit Bargeld. Das lässt darauf schließen, dass selbst das nicht mehr allzu neue Zahlungsmittel Kreditkarte von den Deutschen im Verhältnis zu anderen Ländern selten benutzt wird. In Schweden werden vergleichsweise durchschnittlich 95 Prozent aller Transaktionen elektronisch durchgeführt. Da scheint das Aussterben der Kreditkarte noch ziemlich unrealistisch. Betrachtet man jedoch die neuen Zahlungsdiensterichtlinien, kurz PSD2-Richtlinien (Payment Services Directive) der EU, erhält man einen neuen Blick auf mögliche Entwicklungen der Zahlungsmethoden in Deutschland.

Die seit Januar 2018 geltende Richtlinie sorgt aus Sicht der Verbraucher für mehr Sicherheit bei Kreditkartenzahlungen. Durch zusätzliche TANs, Fingerabdrücke und ähnliche Verfahren soll vor allem die Online-Zahlung sicherer sein. Bei der Zahlung mit Kreditkarte wird dadurch ein zusätzlicher Arbeitsschritt notwendig, der als lästig oder unpraktisch angesehen werden könnte. Banken und Konzerne befürchten, Bürger könnten die Kreditkarte als Zahlungsmittel zukünftig weniger verwenden.

Außerdem vereinfachen die neuen Richtlinien die Entwicklung alternativer Zahlungsmethoden. Unternehmen können so die bisherigen Gebühren umgehen, die sie den Händlern der Kreditkarten ihrer Kunden zahlen müssen. Was daraufhin folgen würde, wären zumindest online noch mehr Zahlungsalternativen. Die der Kreditkarte gefährlich werden könnten.

Kreditkarte vs. „Google Pay“

Vor allem Onlineeinkäufe werden sehr häufig mit Kreditkarten bezahlt. Dies macht eine der Haupteinnahmequellen der Kreditinstitute und Banken aus. Durch Entwicklungen wie „Google Pay“ oder „Amazon Go“-Stores soll das bald der Vergangenheit angehören. Die Digitalisierung stellt für die Banken eine große Herausforderung dar. Sie können nie sicher wissen, in welche Richtung sich der Finanzmarkt entwickelt, äußert sich Corbat.

„Google Pay“ ermöglicht Nutzern, vorhandene Kreditkarten in der App zu registrieren und durch einmaliges Registrieren der Karte immer wieder mit der hinterlegten Karte zu zahlen. Das vereinfacht die Zahlung online erheblich. Kritiker und Skeptiker fürchten vor allem um die Sicherheit ihrer Daten. Doch diese werden laut Aussage von Google stark verschlüsselt und als immer neu generierte „Tokens“ verwendet. Obwohl „Google Pay“ und „Apple Pay“ bereits seit mehreren Jahren in den USA benutzt werden, ist die Bezahlung damit hierzulande erst seit diesem Sommer möglich. Zwar gab es schon vorher Zahlungsalternativen durch Apps. Diese hatten bisher aber keine Reichweite und konnten den Kreditkartenunternehmen kaum gefährlich werden.

Ob und wie die Kreditkarte aussterben wird, bleibt natürlich reine Spekulation. Gerade die Digitalisierung ist ein Wandel, der schwer einzuschätzen und noch schwerer zu steuern ist. Eventuell sagen wir also der Plastikkarte in ein paar Jahren Ciao, wenn unsere Kreditkarten ausschließlich online registriert werden. So umstritten das Thema auch ist: Gut für die Umwelt wäre ein bisschen weniger Plastik auf jeden Fall.

 

Bild Credits: pixabay.com, under Creative Commons Zero Licence, via pexels.com