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Mensch vs. Maschine – künstliche Intelligenz und automatische Bilderkennung

Titelbild-Copyright: “Aperture_Eye_Closeup-29” by Jakob Lawitzki, on flickr.com, under Creative Commons Licence – no changes made

Was, wenn eine Maschine eigenständig in der Lage wäre, Eindrücke wahrzunehmen, diese zu identifizieren, zu kategorisieren und Schlüsse zu ziehen? Und was wäre, wenn diese Maschine eigene Erfahrungen sammeln würde und lernen könnte, ohne dabei auf menschlichen Einfluss angewiesen zu sein? Eigentlich ist das gar keine “Was wäre wenn”-Frage, sondern, so verrückt es auch klingt, genau die Zeit, in der wir uns heute befinden!

Bilderkennungstechnologien, die dazulernen

Künstliche Intelligenz ist hier das Stichwort, mit dem sich aktuell viele Forschungen beschäftigen. Wissenschaftler von Google und der Standford University arbeiten zur Zeit an einer Software, die in der Lage ist, Inhalte von Bildern zu erkennen und akkurat zu benennen. Für die automatische Bilderkennung werden sogenannte “neural networks” eingesetzt, also Systeme, die zunächst mit riesigen Datensätzen von bereits korrekt untertitelten Bildern gefüttert werden. Dann entwickeln sie sich mit der Zeit durch jede weitere Eingabe weiter und werden so von Mal zu Mal akkurater. Google strebt damit einen gründlicheren und akkurateren Output der Google-Bildsuche, die bis jetzt bloß auf Text basiert, in dem das Bild eingebettet ist.

Gesichtserkennung bei Facebook ist fortgeschritten

Auch bei Facebook, steht das Thema der automatischen Bilderkennung ganz oben auf der Agenda. Facebook Artificial Intelligence Research heißt der Forschungszweig, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, „Systeme und Technologien aufzubauen, die menschlicher, verantwortungsvoller und intelligenter sind als je zuvor.“ Der Schwerpunkt liegt hier auf intelligenter Gesichtserkennung bei Bildern, die auf der Plattform gepostet werden. Außerhalb der EU können Nutzer bereits hoch geladene Fotos nach Gesichtsmerkmalen von Freunden scannen lassen, diese markieren und sich so noch stärker mit ihnen vernetzen. Die Möglichkeiten gehen jedoch noch weiter: Beginnend bei der Unterbindung von Spam und gewaltsamen Inhalten bis hin zu der Auswertung von Bildern für Werbe- und Überwachungszwecke ist die Spannweite groß.

„Wir haben die Chance, Instrumente herzustellen, die besser dem Menschen dienen und die die Welt vorantreiben.” – Facebook

Erstaunlich ist, wie fortgeschritten diese sogenannte „Deep Face“ Gesichtserkennungstechnologie bereits ist. Facebook verkündete 2014, dass die Treffsicherheit von Deep Face fast mit der des menschlichen Gehirns mithalten kann. Mit 97,53 prozentiger Wahrscheinlichkeit kann die Technik akkurat sagen, ob es sich bei zwei Fotos um gleiche oder unterschiedliche Personen handelt.

Technologische Intelligenz auf Kosten der Selbstbestimmung?

Innovative Techniken gehen natürlich stets mit Konsequenzen einher, die unsere Gewohnheiten aber auch unsere ethischen Grundwerte auf die Probe stellen. Wie weit können solche Technologien gehen, ohne dass unsere Privatsphäre verletzt wird? “Mit den schnellen und rechenstarken Prozessoren könnten Computerprogramme nicht nur Gesichter erkennen, sondern auch die Emotionen dieser Personen und vielleicht sogar ihre Beziehungen zu anderen Menschen herauslesen”, erklärt Jan-Philipp Albrecht, grüner Abgeordneter im europäischen Parlament und Verhandlungsführer der europäischen Datenschutzreform. Viele Nutzer haben nur einen begrenzten Einblick in die Fähigkeiten einer solchen Technologie und können daher auch die Auswirkungen dieser und seines eigenen Handelns nicht abschätzen.

Und so finden wir uns in der altbekannten Debatte des Internets wieder. Hier begegnet der eigenbestimmte Internetnutzer, der ein Recht darauf hat, die Freiheiten des Internets so zu nutzen, wie er es wünscht, dem notgedrungenen Internetnutzer, für den das Internet soziale Handlungsfähigkeit und berufliche Vernetzung darstellt und auf diese Infrastruktur (inkl. dem Einbüßen der Privatsphäre) kurzerhand nicht verzichten kann.