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Smiley, kleine Tierchen, Knutsch-Zeichen – das Emoji ist inzwischen bei vielen zum täglichen Begleiter geworden. Wo früher *lol* oder *frechgrins* unsere Emotionen in die digitale Welt trugen, machen das heute kleine Gesichter, Herzen oder gestreckte Daumen. Emojis sind aber längst nicht mehr nur im privaten Gebrauch beliebt. Auch die Marketing- und Kommunikationsabteilungen vieler Unternehmen haben den Trend für sich entdeckt und versuchen mit ihnen (neue) Zielgruppen zu erschließen.
In Zeiten der zunehmenden mobilen Nutzung, in der Whatsapp dem persönlichen Telefonat vorgezogen und Zeitungsartikel eher überflogen statt tatsächlich gelesen werden, scheint es, dass das “Emoji-Marketing” der einzig konsequente Schritt ist. Stirbt das geschriebene Wort jetzt aus?
Vom Piktogramm zur Zeichensetzung
Die kleinen emotionalisierten Symbole untermalen perfekt eine vielleicht angespannte Situation oder ein Gefühl. Neuerdings gibt es Menschen, die sich komplett nur noch mit den kleinen Bildchen unterhalten. Vom süßen Piktogramm aus Japan haben sie sich zum festen Bestandteil der Zeichensetzung entwickelt. Heute schickt man ein Pizza-Emoji per Twitter und erhält (kurze oder lange) Zeit später eine echte an die Haustür gelifert. Print-Formate versuchen ihr Glück und zeigen anhand eines Emojis, ob der Artikel lustig oder traurig ist – zugegebenermaßen mit zweifelhaftem Erfolg.
Auch andere Unternehmen nutzen zunehmend die Bildchen. Plakatkampagnen von großen Getränkeherstellern sind bereits voll drauf eingestellt. Chevrolet hat vor nicht allzu langer Zeit eine Pressemitteilung komplett auf Emoji-Sprache veröffentlicht. Die Beispiele könnten endlos weiter gehen, denn immer mehr Unternehmen und Marketer springen auf den Zug auf. Doch wie kurz ist der Weg zur inhaltsbefreiten Idiotie?
Emoji, du Schreckgespenst!
Das Problem: Emojis stellen keinen Plan, keine Strategie dar. Und sie sind schon gar kein Ersatz für so etwas Komplexes wie die menschliche Sprache. Sie sind lediglich eine Requisite für die neue Kommunikation. Oder bekämen wir Millennials durch Bier-, Wein- und Cocktailglas-Emojis gefolgt von einem Totenkopf oder Geistersmiley dazu, verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen und ihren Konsum auf ein gesundes Maß zu beschränken?
Marketer, die denken, sie machen mit den Bildchen etwas Neues und Cooles, haben den Kampf eigentlich schon verloren. Klar kann man vereinzelt und im Ansatz Emotionen dadurch vermitteln, Substanz hat das Ganze allerdings nicht. Stattdessen werden vermehrt Stimmen laut, die Emojis als seelenlos beschimpfen. Wo Goethe auf der einen Seite steht, stehen Emojis auf der anderen.
Mach ich Foto, tu ich Facebook
Die menschliche Kommunikation hat sich über Jahrtausende hinweg von Bildern an Hölenwänden über die erste Schrift Mesopotamiens bis hin zu den vielfältigen Schriftsystemen unserer heutigen Welt entwickelt. Es ist noch nicht lange her, da war die Beherrschung einer Schriftsprache in unser Kultur nur Menschen aus höheren sozialen Schichten vorbehalten. Noch heute gibt es viele Regionen auf der Welt, in denen Menschen im Kampf um Alphabetisierung und freie Bildung ihr Leben lassen.
Und nun werfen wir das alles hin?
Verdummen wir nicht durch die Nutzung von Emojis? Werden wir nicht immer mehr zu geistigen Tieffliegern, die sich durch kleine Bildchen erklären lassen müssen, welche Emotion beim Lesen des folgenden Textes angebracht ist? Vermögen lachende oder weinende Gesichter tatsächlich zu erklären, was uns Satzkonstuktionen aus Haupt- und Nebensätzen nicht zu vermitteln im Stande sind?
Unsere Erwartungen an Sprache verringern sich, Kreativität wird kleingehalten, Nachrichten werden verzerrt übermittelt. Diese falsch verstandende Sprachökonomie ist eine Lose-Lose-Situation.
Oder um es mit den Wortes Goethes zu sagen:
Die Muttersprache zugleich reinigen und bereichern, das ist das Geschäft der besten Köpfe.
(K)Ein Platz für Emojis
Emojis dürfen ruhig im Werbebereich genutzt werden, doch aber bitte in Maßen. Hier und da eingesetzt untermalen Emojis Kampagnen optimal und bringen einen Mehrwert Die Key-Messages aber ausschließlich durch Emojis zu ersetzen, ist sowohl für die Zielgruppen als auch für die Marke schlecht. Keine Emoji-Ansammlung kann wahre Emotionen rüberbringen, wie es Worte tun können. Behalten wir diese doch also noch etwas länger und bleiben mit unserem Emoji-Wahn im privaten Bereich.