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Hand auf’s Herz: Wer kann spontan eine Strophe eines Gedichts aufsagen, das man in der Schule gelernt hat? Mit ein bisschen Überlegen und Starthilfe kommt man vielleicht noch auf den Titel. Beim Verfasser werden die Aussagen schon schwammig, aber eine ganze Strophe? So aus dem Stegreif?
Und während die Eine oder der Andere noch rätseln, ob der Zauberlehrling nun Goethes oder Schillers Feder entsprungen ist, begeben wir uns auf die Suche nach dem Ursprung der Redewendung aus dem Stegreif.
Alternativ zu oben genannter Wendung sagen manche auch „aus dem Stand“ für eine spontane Handlung ohne jegliche Vorbereitung. In Anlehnung daran wird oft die falsche Schreibweise Stehgreif verwendet.
Tatsächlich hat der Stegreif aber nichts mit stehen zu tun, sondern setzt sich zusammen aus Steg und Reif. Im ersten Wortteil lässt sich die Verwandtschaft zum althochdeutschen stīgan für steigen noch erahnen. Beim zweiten Wortteil handelt es sich um die althochdeutsche Entsprechung für Seil oder Strick. Der Stegreif bezeichnet eine Seilschlinge, die früher dem Reiter beim Aufsteigen aufs Pferd half. Heute ist das Seil dem Metall gewichen und wird gemeinhin Steigbügel genannt.
Etwas aus dem Stegreif zu tun beschreibt also im übertragenen Sinne eine Handlung, die man tut, ohne dafür extra vom Pferd zu steigen, ohne weitere Vorbereitungen, einfach spontan und improvisiert.