Skip to content Skip to footer

Von Equal Pay bis Climate: Der Gender Gap im Jahr 2022

Mit der 66. Sitzung der UN Frauenrechtskommission Mitte März ging gerade ein Monat zu Ende, in dem wieder viel über die Gleichberechtigung der Geschlechter gesprochen wurde. Dass wir auch in 2022 noch lange nicht am Ziel sind, ist erschreckend, aber wahrlich kein überraschendes Ergebnis.

Die Women´s Empowerment Principles geben seit über 10 Jahren Unternehmen eine Anleitung, wie die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz gefördert werden kann. Gerade hier gibt es nämlich noch einiges zu tun. Noch immer werden Frauen für vergleichbare Arbeit schlechter bezahlt als Männer, haben es schwerer, in Führungspositionen zu gelangen. Um dem entgegenzuwirken, wurde in Deutschland 2021 die Frauenquote in der Privatwirtschaft und dem öffentlichen Dienst eingeführt. So weit, so gut. Was also beschäftigt uns 2022? Die Antwort lautet: So einiges, gerade in der Arbeitswelt.

In Deutschland schon beschlossene Sache, kommt nun auch EU-weit die Frauenquote, um den Gender-Gap in Unternehmen zu verringern. Die Mitgliedsstaaten haben sich mehrheitlich Mitte März darauf geeinigt – nach fast zehn Jahren Verhandlungen. So sollen bis 2027 börsennotierte Unternehmen einen Frauenanteil von mindestens 40 Prozent in Aufsichtsräten oder 33 Prozent in Aufsichtsräten und Vorständen erzielen. Bevor diese Regelung in Kraft tritt, müssen sich aktuell noch der Europäische Rat und auch das EU-Parlament mit der konkreten Ausgestaltung der Quote befassen.

 

Ein Erfolg mit Signalwirkung?

Manchmal braucht es keine Quote, sondern vor allem einen langen Atem. Diesen hatten die amerikanischen Nationalfußballerinnen. Als Vorreiterinnen der Branche erhalten sie nun die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen. Ein Meilenstein, der auf der Beharrlichkeit der Fußballerinnen beruht und der Diskussion um gleiche Bezahlung rund um den Equal Pay Day am 07. März weiter Aufwind gegeben hat. Welche Signalwirkung die Entscheidung auf die Bezahlung anderer weiblicher Sportteams hat, die ebenfalls für eine gerechte Bezahlung kämpfen, bleibt abzuwarten.

 

Die Prognose: Ein paar Jahre dauert’s noch (267, um genau zu sein)

Die Bad News: Vermutlich wird uns der Gender Pay Gap noch eine Weile begleiten. Nichts belegt das besser, als der Global Gender Gap Report, der jedes Jahr vom World Economic Forum veröffentlicht wird. Im Bericht von 2021 wurden zuletzt vier Bereiche untersucht: Wirtschaftliche Teilhabe, Bildung, Gesundheit und politische Teilhabe. Hier ist ablesbar, dass die Fortschritte für mehr Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern zunehmen, allerdings nur langsam. So bildet der Gender Gap im Bereich wirtschaftlicher Teilhabe den zweitgrößten aller vier erfassten Bereiche. Schätzungsweise weitere 267,6 Jahre wird es benötigen, bis er weltweit geschlossen ist.

Rückschläge für positive Entwicklungen lassen sich aus dem Global Gender Gap Report ebenfalls zuverlässig ablesen. Krisen und Kriege wirken sich direkt auf die Teilhabe von Frauen und Mädchen in allen vier untersuchten Bereichen aus. Länder aus Konfliktgebieten sind deshalb häufiger als Schlusslicht im Ranking auffindbar. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es auch 2022 bleibt, von Krieg betroffene Menschen nicht nur punktuell, sondern langfristig zu unterstützen und immer wieder auf Ihre Situation aufmerksam zu machen. Eine Erkenntnis, die dieses Frühjahr leider wieder sehr an Bedeutung gewonnen hat.

 

Keine Klimagerechtigkeit ohne Gendergerechtigkeit

Gleichstellung vor dem Hintergrund des Klimawandels. Das war dieses Jahr Themenschwerpunkt bei der 66. Sitzung der UN Frauenrechtskommission. In der Abschlusserklärung wurden den politischen Entscheidungsträgern weltweit nun Leitlinien an die Hand gegeben, wie gleichberechtigte Teilhabe und Führung durch Mädchen und Frauen in den Bereichen Klima und Umwelt gefördert werden kann. Als konkrete Maßnahmen werden hier benannt:

  • Die Stärkung des normativen und rechtlichen Rahmens für Frauen und Mädchen
  • Die Einbeziehung der Geschlechterperspektive in die Politik, v.a. in Bereichen Klimawandel, Umwelt und Katastrophenrisikominderung
  • Die Ausweitung geschlechtergerechter Finanzierung
  • Die Verbesserung von geschlechtsspezifischen Statistiken und Daten
  • Die Förderung eines geschlechtsspezifischen und gerechten Übergangs bspw. bei der informellen zur formellen Arbeit

Laut UN Women essentielle Maßnahmen, um eine der größten globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu lösen: „die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter im Zusammenhang mit der Klimakrise und der Verringerung des Katastrophenrisikos“. Denn die Beteiligung und Führung von Frauen führt zu wirksameren Klimaschutzmaßnahmen, so die Kommission.

Neben einigen Fortschritten, gilt es also so manchen Gap nach wie vor zu schließen. Wie groß der Nachholbedarf noch ist, wird zukünftig durch den Klimawandel stärker aufgezeigt und vor diesem Hintergrund zunehmend diskutiert werden. Auch in der Arbeitswelt. Mut macht, dass sich der berühmte lange Atem am Ende doch auszuzahlen scheint und viele Frauen für Gendergerechtigkeit aufstehen und andere mit an den Entscheidungstisch holen.

 

Picture Credit: © Hannah Busing