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Eurobest Festival 2014 – Kemmings Kolumne aus der Kälte Teil 4

Die Eurobest-Woche neigt sich dem Ende entgegen und auch CCO Jan Dirk Kemming resümiert in seinem vierten und letzten Teil von Kemmings Kolumne aus der Kälte für den PR Report über seine Eindrücke von kleinen Cannes Lion Ableger. Außerdem war er im Gespräch mit achtung! Chef Mirko Kaminski über seine PR Jury Tätigkeit sowie einem allgemeinen Appell an die PR!

Näkemiin!* – Einpacken und Abfahren…

Die Katzen sind aus dem Sack: Eurobest 2014 hat seine Sieger verkündet und hier sind die Gewinner der PR-Kategorie, die gestern abend gekürt wurden. Mit der Kampagne #likeagirl gibt es einen klaren Meister aller Klassen in PR, der neben dem Grand Prix noch 2x Gold in den Kategorien “Use of Social in a PR Campaign” und “Integrated Campaign led by PR” gewann (und das Gold in der Kategorie “Brand Voice/Storytelling” wurde eingetauscht gegen den Grand Prix).

Eine Kampagne, die – so behaupten die Verfasser glaubwürdig – in der Strategieabteilung der PR-Agentur MS&L in London entwickelt wurde, und dann mit viel emotionaler Power der Werbeagentur Leo Burnett wirksam aufgeladen wurde, der Kampagnenfilm ist schon fast der Casefilm. Die Strategie oder das Insight ist brillant, die Idee der Zuspitzung ist großartig, die Umsetzung ist konsequent und von hoher Qualität, und die Reichweite ist erheblich – damit sind die 4 Kriterien von Cannes/Eurobest sehr gut getroffen und am Ende steht die beste Kampagne.

Es gibt zwei weitere Gold-Gewinner, die gestern auf der Bühne gefeiert wurden. Dacia hat mit der Weitergabe seiner Trikotwerbefläche an rezessionsbetroffene Kleinunternehmen nicht nur den italienischen Zeitgeist bedient und den kulturellen Nerv getroffen, sondern tatsächlich auch nachweislich erfolgreich seine B2B-Kompetenz untermauert – wieder hat eine einfache und sehr gute Idee viele gute Ergebnisse erzielt. Die integrierte McCann-Crew aus Bukarest hat für Vodafone mit seinem Social Shepherd eine idealtypische “Best Use of Social”-Kampagne erfunden, bei der die weißen Flecken auf der Netzlandkarte sehr prägnant inszeniert wurden und das Testimonial so viel Resonanz erhielt, dass sich alle Politiker mit ihm schmücken wollten – ein beachtlicher Wirkungsgrad dieser Tage…

Ohne paid kein earned

Die Gold-Gewinner haben alle viel Geld investiert in ihre Kampagnen, das lässt sich nicht bestreiten. In der PR-Kategorie muss aber nicht der Billigheimer gewinnen. Und “ohne paid kein earned” ist fast Konsensus unter der Jury gewesen, so tief ragt die Facebook-Logik mittlerweile in die PR-Welt hinein.

Das ist aber noch nicht der finale Abgesang auf die mögliche Größe der Idee mit kleinem Budget. In den Silber– und Bronze-Awards finden sich viele bewegende Beispiele, bei denen einfach soziokulturelle Befindlichkeiten so genau adressiert wurden, dass der Buzz nur sehr wenig Anschub brauchte. Das gebrochen-zynische AbortionTravel-Reisebüro aus Spanien, die herausfordernde Abwägung der Strafe auf Kindesmissbrauch PieceofTrash von Prime aus Stockholm, die GenY-Inszenierung Went too fast. Gone too soon aus Belgien oder die vielfach ausgezeichnete Idee PayPerLaugh des Komödientheaters Teatreneu aus Barcelona machen es sehr schwer, sich ihrer Wirkung zu entziehen.

Und gerade in der Bronze-Liga finden sich heuer auch erfreulich viele PR-Agenturen als Urheber von guten Arbeiten – in diesem Jahr noch eher von Schlage der Prime und Jung aus Schweden und wenig größere Netzwerke. Aber das kann sich ja ändern, wenn die Großen von den Kleinen lernen, groß zu denken. Die Award-Cases aus allen Kategorien sind erfahrungsgemäß noch die nächsten vier Wochen auf der Website sichtbar – ein intensives Studium sei hiermit empfohlen.

Helsinki packt zusammen, die letzten Partys sind gefeiert – ein tolles Eurobest-Festival verabschiedet sich aus dem hohen Norden, um im nächsten Jahr die Zelte in Antwerpen aufzuschlagen. Belgien ist eine große PR-Nation, der Besuch (bei überschaubaren Reisekosten für deutsche Agenturen…) wird sich sicher lohnen. Vermutlich wird es dort etwas wärmer, hoffentlich ohne Fröhlichkeit einzubüßen. Kiitos!, Helsinki, und Näkemiin!

*Näkemiin! ist finnisch für Auf Wiedersehen!