Was bleibt eigentlich übrig von Cannes Lion Festival, wenn man Entertainment Stars wie Jamie Oliver, Kim Kardashian, Marilyn Manson etc. „abzieht“? Jede Agentur präsentiert sich mit einem Star im Grand Audi beim Festival. Da fragt man sich: Haben wir als Agenturen nichts zu sagen oder können wir ohne diese Sternchen nicht genügend Zuhörer gewinnen?
Cannes und Stars gehören offensichtlich zusammen. Ich denke jedoch, dass die eigentlichen Stars von Cannes die Arbeiten sind: Cases aus aller Welt, die inspirieren und den Benchmark aufzeigen. Es lässt sich allerdings festhalten, dass alle Löwen mit den bewährten Mechanismen gewonnen werden. Also an dieser Front nicht viel Neues.
Werte schaffen
Es zeichnet sich ein klarer Trend seit dem letztem Jahr ab: Es müssen mittels Kommunikation Werte geschaffen werden. Wer ein gesellschaftliches Problem adressiert und aktiv bekämpft bzw. löst, hat hohe Erfolgschance. Ein besonders guter Case in diesem Kontext sind die Security Moms.
Wer das nicht vorweisen kann, der kann ggf. mit Technologie oder durch die Arbeit mit Daten punkten. Hier gibt es immer mehr beeindruckende Arbeiten. Dazu hat sicherlich auch „Cannes Innovation“ beigetragen, eine zweitägige Parallelveranstaltung zu dem Thema. Diese zeigt sehr deutlich was für unsere Branche wichtiger wird, nämlich technischer Sachverstand. Wie sonst könnte man solche Lösungen für aktuelle Herausforderungen entwickeln: Life Saving Dot oder SOS Sms
In diesem Kontext gilt es ganz klar eine Präsentation in Cannes hervorzuheben, bei der die Präsentation der Stars war.
Impact vs. Storytelling
Was auffällt ist, dass bei vielen tollen Cases häufig die globale Coverage hervorgehoben wird. Komisch ist, dass ich fast nie von denen gehört habe, obwohl ich die gängigen Medien benutze – wenn ich von ihnen gehört habe, dann häufig in unseren Branchen-Medien in Form von Eigen-PR. Ich denke, man kann schon sagen, dass einige Cases ein besseres Storytelling haben, als ihre Story wirklich war. Nun, auch das ist sicherlich auszeichnungswürdig. Die höchste Kunst für mich ist jedoch, wenn ein Case den tatsächlichen Impact von Kommunikation nachweist, wie etwa bei den Security Moms oder beim Case von Vodafone in der Türkei.
Und was passiert bei den Business Stars?
2014 war Spotify der große Star, dieses Jahr habe ich von ihnen nichts mitbekommen. Ich könnte nicht mal sagen, ob das Unternehmen vor Ort war. Dieses Jahr wurde Snapchat gehypt und große Netzwerkkooperationen haben sich vorgestellt. Wird Snapchat im nächsten Jahr noch eine Rolle spielen oder ist der Hype dann schon wieder vorbei? Hier würde ich eher darauf wetten, dass es einen neuen Star am Cannes-Himmel gibt – unsere Welt entwickelt sich rasant weiter.
Food & Beverage spielte interessanterweise bei Facebook und Google, zwei alternden Stars, eine zentrale Rolle. Todgesagte leben ja bekanntlich länger. Bei Facebook gab es Free Lunch & Drinks und bei Google wie schon im letzten Jahr sehr viel Interaktion – Getränke für einen passenden Algorithmus oder Live Cooking mit Foodtube Stars.
Stars, die sich – wie z.B. Lady Gaga – immer wieder neu erfinden, gab es auch: Adobe demonstrierte mit Jennifer Walsh, dass es nicht mehr auf die Größe einer Agentur ankommt, sondern nur noch auf die Kreativität.
Generell habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Hype um Cannes immer größer wird – zumindest, wenn man unsere Branchen-Medien verfolgt. Die Frage ist jedoch: Ist der Tipping Point schon erreicht? Solange die Arbeit und das, was sie bewirkt, weiterhin im Zentrum steht, ist ein Besuch auf jeden Fall empfehlenswert – und sei es nur in den nächsten vier Wochen beim Winner Archive, solange es für alle einzusehen ist.
Für Sternstunden in Cannes sorgten außerdem…