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Die Anonymität, die das Internet einem bietet, gilt schon immer als ein zweischneidiges Schwert. Es bietet einem viele Möglichkeiten seine Meinung und Werke zu veröffentlichen und damit Millionen von Menschen zu erreichen. Blogs und YouTube sind die neuen Arbeitsplätze der Millennials. Das Internet ist schnell, Informationen werden einem auf dem Silbertablett serviert. Auch was wir brauchen, weiß das Internet besser als wir selbst, die Werbung wird direkt auf uns zugeschnitten. Hat man sich gerade noch ein Top in einem Onlineshop angesehen, erscheint es überall und verführt uns so am Ende doch noch zum Kauf.
Doch das Internet bietet natürlich auch viele Möglichkeiten sich selbst auszudrücken. Ein Ort, an dem jeder sein kann, wie er will. Selbstdarstellung, ja oder nein? Instagram oder doch eher Snapchat? Egal was man sucht, es gibt für jeden den idealen Ort.
Anonymität im Netz – Segen oder Fluch?
Im Internet kann man natürlich auch einfach anonym bleiben. Und diese Anonymität birgt viele Risiken. Die meisten nutzen es, um unerkannt Dinge zu tun, die einem in der Öffentlichkeit vielleicht peinlich wären oder die nicht so richtig zum Selbstbild passen. Das Internet bietet unbegrenzte Freiheiten, um sich zum Beispiel eine Art Alter Ego anzulegen und so Dinge, die man öffentlich nicht verfolgen würde, ganz privat nur für sich nachzuverfolgen. Und genau hier liegt teilweise auch das Problem. Das Internet bietet vielen, vielleicht zu vielen, die Sicherheit, nicht als Störenfried identifiziert werden zu können. Steht man in einer Gruppe von Menschen, ist die Grenze zu einem Mobbing-Angriff größer, als wenn man nur einer von Millionen ist, der nur seine ganz persönliche Meinung äußert. So werden Mobbing-Angriffe, Hetze gegen Religionen und Ausländerfeindlichkeit nämlich meistens begründet. Die einzige Option, die einem in so einem Fall bleibt, ist den Kommentar oder den Beitrag den Seitenbetreibern zu melden, damit diese den unpassenden Beitrag löschen. Aber das kann dauern und zwar teilweise sehr lange.
Das beste Beispiel in dem Fall ist wohl die Facebook Fanpage Anonymous.Kollektiv, die erst seit kurzem gesperrt ist, obwohl hier seit Jahren Hetze gegen den Islam und Ausländerfeindlichkeit propagiert wurden. Die Seite schaffte es sogar ungefähr 2 Millionen Fans zu generieren. Die Besonderheit an dieser Fanpage ist allerdings auch der starke Kontrast zwischen dem, was der Name der Fanpage suggeriert und den Inhalten der Postings. Denn die Hackergruppe Anonymous ist in der Regel dafür bekannt, sich für eine freie Welt ohne Zensur einzusetzen, Gleichheit unter den Menschen und gegen eine starre Regierung zu wehren. Anders aber beim Anonymous.Kolletiv: Hier wurde jahrelang eine Sammlung an rechter Hetzte gegen den Islam und Ausländer geführt. Und es gingen auch zahlreiche Meldungen der Beiträge bei Facebook ein, dennoch wurde die Seite erst kürzlich offline genommen.
Die Überprüfung soll und muss sich in Zukunft massiv verbessern
Wie Facebook bereits des Öfteren bekannt gegeben hat, setzt sich das Netzwerk dafür ein einen Kampf gegen Hassbotschaften zu führen. Der Großteil der Kommentar-Überprüfungen finden in Asien statt, dazu kam vor einigen Monaten die Zusammenarbeit mit einer externen Agentur in Berlin. Aber das ist anscheinend immer noch nicht genug, wenn eine Seite wie Anonymous.Kollektiv es dennoch geschafft hat, dauerhaft online zu bleiben.
EU-Kommission fordert stärkere Maßnahmen im Netz
Und auch für die EU-Kommission ist das ein wichtiges Thema, schon Ende letzten Jahres wurde angekündigt, sich vermehrt mit Internetfirmen zusammensetzen zu wollen, um eine klare Linie zwischen dem Ende der Meinungsfreiheit und dem Anfang einer Hassbotschaft zu ziehen. Damit sollte für die Seitenbetreiber schneller entschieden werden können, wann es sich um eine Hassbotschaft handelt und ab wann eine Bemerkung noch unter die Meinungsfreiheit fällt.
Nun lassen sich für die Öffentlichkeit die ersten Ergebnisse dieser Gespräche erkennen. Denn Facebook, Twitter, Youtube und Microsoft haben sich gemeinsam mit der EU-Kommision darauf geeinigt Hassbotschaften in Zukunft innerhalb eines 24-Stunden-Zeitfensters zu überprüfen und wenn nötig auch zu entfernen. Somit sollen Hassbotschaften jeglicher Art in Zukunft nicht mehr länger als 1 Tag online sein.
In der Theorie klingt der Beschluss erst einmal nach einer guten (Zwischen-)Lösung, allerdings ist noch nicht ganz bekannt, wie genau die Überprüfung der Hassbotschaften in Zukunft ablaufen soll. Denn trotz dessen, dass Hetze im Netz schon seit langem ein Thema ist, hat es bislang noch kein großer Seitenbetreiber geschafft, innerhalb von kurzer Zeit auf solche Kommentare zu reagieren.