„If you don’t help patients THRIVE, you are just giving medication. You are not HELPING PATIENTS!” – dieses Statement subsummiert den Grundtenor aller Veranstaltungen auf den diesjährigen Cannes Lions Health: Für Pharmaunternehmen geht es heute nicht mehr nur darum, Patienten mit Medikamenten zu versorgen, damit sie ein gesünderes Leben führen können. Aufklärung nimmt eine zentralere Rolle ein, sowohl mit dem Ziel der Früherkennung, als auch der Therapiebegleitung. Dies belegen die prämierten Projekte der Cannes Lions Health 2016.
Engagement und Education
Doch die besten Aufklärungsprojekte nützen nichts, wenn ihre Inhalte nicht „hängenbleiben“. Themen über die reine Information hinaus erlebbar zu machen und zum Engagement anzuregen, stand bei vielen Preisträgern im Fokus. So zeigte man mittels Virtual Reality erschreckend realistisch, dass Migräne mehr ist als „nur Kopfschmerzen“ sind (zum Case Video). Doch auch der Humor kam in Cannes nicht zu kurz: Die Handgriffe zur Brustkrebsvorsorge sollten jeder Frau geläufig sein und ihr die regelmäßige Kontrolle am Herzen liegen – doch tut sie das wirklich? Leider nein. Das preisgekrönte Projekt „Manboobs“ (Männerbrüste) macht sich das „Oben ohne-Verbot“ sozialer Netzwerke zunutze und demonstriert auf witzige und zugleich informative Weise mittels einer schwabbeligen Männerbrust über das korrekte Abtasten der Brüste. Wegschauen unmöglich.
Engagement fängt jedoch immer öfter schon bei den Kleinsten an. Wie ein UNICEF-Projekt aus Indien zeigte, können Kindersendungen wie die Sesamstraße in der Tat dazu beitragen, im Kindesalter für gesundheitsrelevante Themen zu sensibilisieren und Meinungen zu prägen. Meinungen, die im Zweifelsfall über die Qualität der medizinischen Versorgung entscheiden – und zwar überall auf der Welt.
Partnerschaft um die Ecke gedacht
Das Offensichtliche liegt nicht immer auf der Hand. Umso erfreulicher, dass bei etlichen Preisträgern um die Ecke gedacht und außergewöhnliche Projekte auf die Beine gestellt wurden: Ein „Perfect Match“ wird schließlich nicht nur in der Liebe gesucht, sondern auch bei der Organspende. Was liegt da also näher, als Tinder und die britische Organ Donation gemeinsam an einen Tisch zu bringen und durch eine gemeinsame Aktion die Spendenbereitschaft zu fördern? Und wer hätte vermutet, dass ausgerechnet die Telekom dazu beiträgt, die Demenzforschung zu unterstützen? Nämlich mit „Game for Good“, einem Handyspiel, das innerhalb kürzester Zeit Daten zum Thema Kognition sammelte und zwei britischen Universitäten nicht nur riesige Datensätze als Basis für die Demenzforschung lieferte, sondern auch 725 Jahre an Forschung in nur 58 Monaten abbildete.
Ausblick
Und wie geht es nun weiter? Mehr als einmal wurde in den verschiedenen Vorträgen gemutmaßt, dass moderne Technologien die Zukunft sind und es nicht unwahrscheinlich ist, dass das zukünftige führende Pharmaunternehmen eine Softwarefirma sein könnte. Mit Blick auf die boomenden Angebote im Bereich immer komplexerer Apps, Virtual Reality, Wearables und Tools zur Mobile Connectivity klingt das durchaus plausibel. Keine Überraschung auch bei den Themenschwerpunkten also, bei denen allen voran Krebs, aber auch analog zur immer älter werdenden Bevölkerung Demenz, Alzheimer und kognitive Störungen einen großen Raum einnahmen und es auch weiter tun werden. Nicht zu vergessen Früherkennung und Technologien. Es zeichnet sich dabei ab, dass Impulse zunehmend von Bereichen außerhalb der Health-Branche kommen und zu außergewöhnlichen Projekten führen – weiter so!
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