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Die Bedeutung von Klicks im Journalismus

Die Digitalisierung hat viele Vorteile mit sich gebracht. Lange Texte müssen schon lange nicht mehr mit einer Schreibmaschine verfasst werden, über Nachrichten aus aller Welt können wir uns schnell und einfach online informieren. Und auch den Kontakt zu Familie, Freunden oder Bekannten können wir auf diesem Weg halten. Das Beste daran ist, dass wir einen Großteil der im Netz verfügbaren Inhalte noch kostenfrei konsumieren können. Musik, Videos und Filme können gestreamt werden, für Bücher haben wir u.a. Google Books und so gut wie jedes Medienunternehmen hat eine Internetpräsenz, auf der wir uns kostenlos über alles Mögliche informieren können.

Klingt traumhaft, oder?

Für Unternehmen und Konsumenten ergeben sich daraus ganz neue Chancen. Unzählige Inhalte, für die man vorher noch hätte zahlen müssen, können jetzt einfach innerhalb von ein, zwei Klicks konsumiert werden. Für Medienunternehmen dagegen bildet das eine riesige Herausforderung. Betrachtet man alleine die Zeitungsbranche, zeichnet sich dieses Bild stark ab. Die Auflagenzahlen sind im Laufe der Jahre gesunken und viele der Inhalte werden über unterschiedlichste Quellen online gelesen. Doch der Großteil der Einnahmen wird über Werbeplätze finanziert. Wenn allerdings die Auflagen sinken, wird auch der Andrang auf die Anzeigeflächen geringer und zudem günstiger.

Was also tun?

Zum einen haben sich die Medienhäuser in jüngster Vergangenheit viel Mühe gegeben, auf den Zug der Digitalisierung aufzuspringen. Online-Angebote wurden ausgebaut und auch hier können Unternehmen und Co. Werbeflächen nutzen. Allerdings sind die Online-Einnahmen noch lange nicht da, wo sich einst im Printbereich waren. Auch wenn man auf der eigenen Seite z.B. eine Paywall einrichtet, heißt das noch lange nicht, dass eine andere Seite den Inhalt nicht gratis zur Verfügung stellt und einem somit sogar die Ad Views wegschnappt.

Die Jagd auf Klicks beginnt

Klicks sind im Netz das einzig Wahre – zumindest für viele. Das gilt auch für Medienhäuser, insbesondere für solche, die von Unternehmen übernommen wurden. Für diese stellt sich die Herausforderung, sich nicht dazu verleiten zu lassen, die Anzahl an Klicks über die Themenauswahl entscheiden zu lassen. Insbesondere in der ersten Rede des Unternehmers Sam Zell an seine Mitarbeiter einer Lokalzeitung zeigt sich das deutlich. Die Rede hielt er, nachdem er die Verlagsgruppe Tribune Publishing (heute: tronc) übernommen hatte, zu der auch der Orlando Sentinel gehört. Innerhalb dieser Veranstaltung wurde er danach befragt, ob weiterhin Themen wie der Irak Krieg, die in der Regel eher weniger Klicks generieren, Vorrang gegenüber Themen mit großem Traffic (Stichwort Hundewelpen) haben würden. Seine Reaktion darauf:

Auch wenn die Reaktion an sich fragwürdig ist, hat er in einem Punkt doch Recht: Die Klicks bringen dem Unternehmen das Geld, Journalisten zu beschäftigen. Diese können dann wiederum über wichtige Themen wie Politik, Wirtschaft oder Kriege schreiben. Dennoch sollte auch in Zeiten der Digitalisierung die journalistische Integrität über solche Dinge gesichert sein. An dieser Stelle sei zudem vermerkt, dass Sam Zell nicht mehr Eigentümer von Tribune Publishing ist, vielleicht aus gutem Grund?!

Die ganze Angelegenheit dürfte in Zukunft nicht leichter werden, vor allem nachdem das Phänomen Fake News im letzten Jahr seinen Höhepunkt erreichte und vielen mazedonischen Seitenbetreibern große Gewinne einbrachte. Die Taktik der Seitenbetreiber lag darin die Headline eines Inhalts so skandalös klingen zu lassen, dass viele Klicks eingefahren wurden. Wenn ein User dann auf den Beitrag klickt, verdient der Seitenbetreiber im nächsten Schritt mit den Ad Views auf seiner Webseite. Die Fake News wurden hier also als eine Art Clickbaiting genutzt, um mehr Reichweite und somit mehr Werbeeinnahmen zu generieren.

Die Reichweite von Fake News

Daneben füttern solche Fake-News-Seiten natürlich auch das Misstrauen gegenüber etablierten Medienblättern. Auch der Werbeform des Native Advertisings bzw. dem Markenjournalismus wird immer wieder vorgeworfen, durch präferierte Berichterstattung “Fake News” zu sein. Der große Unterschied zwischen diesen beiden Bereichen liegt allerdings darin, dass in einer präferierten Berichterstattung immer noch ein Funken Wahrheit drin steckt. Bei Fake News handelt es sich hingegen um komplett frei erfundene Inhalte, die kaum noch mehr an den Fingern herbeigezogen sind (Beispiel: Pizzagate). Im Bereich Native Advertising ist es daher wichtig, den Content, trotz redaktionellem Inhalt, auch als Werbung zu kennzeichnen. Denn nur wenn die Transparenz zum Leser gewahrt wird, kann das gewonnene Vertrauen auch beibehalten werden.