Ähnlich wie die Frage nach einer Zeit ohne Smartphones, ist ein Marketing, das ohne Influencer im Marketing-Mix funktioniert, kaum noch im B2C-Bereich vorstellbar. Vor einigen Jahren explodierte das Geschäft mit den Bloggern, Vloggern, Instagrammern und co. – Kooperationen nahmen zu, Events wurden extra für sie ausgerichtet. Die Zusammenarbeit war der ideale Weg für Unternehmen, Produkte und Leistungen authentisch an Nutzer und Neugierige zu vermitteln. Das Vertrauen zu den Lieblings-Influencern schien unerschöpflich zu sein – bis heute: Die Ergebnisse der Wavemaker Studie „Influencer 2.0“ zeigen nun das, was viele Kritiker bereits seit Jahren leise von sich gaben.
Die alles ändernde Studie?
Im Auftrag der Agentur Wavemaker sollte das Marktforschungsinstitut „(m)Science“ der Group M den Status quo im Influencer-Marketing erfassen. Insgesamt wurden Anfang dieses Jahres 1453 Menschen ab 14 Jahren mit einem regelmäßigen Gebrauch von Social-Media befragt. Ergebnisse zeigten, dass für 67% der Befragten Influencer Personen sind, die durch ihren Social-Media-Auftritt Geld verdienen. Für 71% ist dies auch der Grund, weshalb sie diesen Influencern nicht folgen. Ganze 74% gaben an, dass durch Kooperationen mit Marken diese Influencer ihre Glaubwürdigkeit verlieren, wenn die Marken nicht authentisch mit der Person zu verknüpfen sind. Trotzdem sind Influencer weiterhin mit ihrem Produktmarketing erfolgreich: Rund die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie schon mal ein Produkt gekauft haben, dass von einem Influencer beworben wurde. Das bedeutet, dass trotz wachsendem Misstrauens Influencer immer noch ihre Followers zu einem Kauf überzeugen können. Ob die Ergebnisse dieser Befragung nur der Anfang waren und welche Entwicklungen zu erwarten sind, ist zu diesem Zeitpunkt schwierig zu sagen.
Mögliche Richtungen für Influencer Marketing
Agenturen und Unternehmen können nichtsdestotrotz bereits jetzt handeln. Eine Möglichkeit, aktiv zu werden, ist die kritische Überprüfung der Influencer, mit denen zusammengearbeitet wird. Fragen, die hier gestellt werden könnten, sind zum Beispiel: Wie weit überschneidet sich die Zielgruppe des Influencers mit meiner? Wer genau soll mit dieser Kooperation erreicht werden? Grund für diese kritische Hinterfragung ist die spezifische Ausrichtung der eigenen Werbekampagnen, die die gezielte Erreichung der wahren Zielgruppe eher garantieren kann. Zu viele Followers sind für die Unternehmen nämlich eigentlich gar nicht relevant.
Weiterhin kann die Interaktionsrate des Influencers mit den Followers unter die Lupe genommen werden. Wichtig ist beispielsweise, ob die Person häufig durch das Gespräch über Kommentare mit der Anhängerschaft in Kontakt tritt oder wie häufig Followers den Beitrag ihres Lieblings Influencers teilen. Es sollte sichergestellt werden, dass der für eine Kooperation ausgewählte Influencer über eine sichere Krisenkommunikationsstrategie verfügt.
Zuletzt muss die Rückkopplung der Zusammenarbeit auf das Unternehmen bedacht werden: Wie verändert sich das Meinungsbild über das eigene Unternehmen durch die Kooperation? Welche Attribute werden dem Influencer zugeschrieben und können auf das Unternehmen übertragen werden? Und zuallerletzt: Ist die Zusammenarbeit authentisch? Gerade der letzte Punkt sollte mehr in den Fokus des Social Media Controllings geraten, um der Glaubwürdigkeit des eigenen Unternehmens nicht zu schaden.
Bye Bye Influencer?
Genauso spannend wie das Aufkommen des Influencer-Marketings wird nun die weitere Entwicklung des Trends sein. Wie wird sich das Vertrauensverhältnis zwischen Followers und Influencers weiter verändern? Kann es eine Rückkehr zum Leben ohne Influencer-Marketing geben? Tatsache ist: Die steigende Anzahl an fest in das Marketing integrierten Kooperationen kann sich offenbar negativ auf das Vertrauensverhältnis zwischen Kunden und Unternehmen auswirken, wenn diese nicht behutsam gewählt werden. Sowohl Influencers als auch Unternehmen sollten, wenn sie ihre Transparenz und Authentizität nach außen projizieren möchten, einen Schritt zurückgehen und bestehende Kooperation hinterfragen. Gleichzeitig ist abzuwarten, inwiefern weitere Marktforschungsinstitute und Agenturen sich diesem Thema widmen und genannte Ergebnisse bestätigen können.