Ende Januar 2020 hat das global führende CR-Medium „Corporate Knights“ im Umfeld des WEF sein jährliches Ranking zu den nachhaltigsten Unternehmen 2019 publiziert. Das Ranking ist insofern „methodisch“ bemerkenswert, als dass es die öffentlich verfügbaren Informationen von Unternehmen mit mindestens 1 Mrd. USD Umsatz auswertet.
Berücksichtigt werden 21 KPI’s, unter anderem zu Ressourcen-Management, nachhaltigen HR- und Finanz-Prozessen, Lieferanten-Performance und „Clean Revenue“ (zur Methode). Dieses Ranking basiert also nicht auf Bewerbungen, sondern ist eine Aggregation der dokumentierten Anstrengungen von Unternehmen.
Corporate Knights ist ein Think Tank und Publisher aus Toronto und selbst B-Corps zertifiziert. Mit einer Zirkulation von knapp 500.000 ist das gleichnamige Magazin die wohl reichweitenstärkste Nachhaltigkeitspublikation der Welt.
Ranking-Sieger 2019 ist das dänische Biotechnologieunternehmen Chr. Hansen Holding A/S, das natürliche Lösungen für die Lebensmittel-, Ernährungs-, Pharma- und Landwirtschaftsindustrie entwickelt. Die „About Us“-Sektion ist äußerst lesenswert und bietet Einblicke in eine sehr transparente Unternehmensstrategie.
(Noch) keine starke Korrelation zwischen Nachhaltigkeit und finanzwirtschaftlichem Erfolg
Stellt man das Ranking in ein Verhältnis zu anderen typischen globalen Rankings von Unternehmen wie z.B. dem Fortune 500, das Unternehmensumsätze vergleicht oder PwC MarketCap, bei dem die Marktkapitalisierung (also der Börsenwert) verglichen werden, so zeigt sich, dass Nachhaltigkeit – allen aktuellen Absichtserklärungen z.B. aus dem Investmentbanking zum Trotz (hier der CEO-Brief von BlackRock-Chef Larry Fink) – noch nicht stark mit klassischen finanzwirtschaftlichen Erfolgsparametern korreliert.
Ein einfacher Ländervergleich der G7-Staaten, plus China, zeigt dies deutlich. In der Top-100 der nachhaltigsten Unternehmen sind gerade einmal 22 US-Unternehmen und kein einziges aus China gelistet. Allein die Top-100 der marktkapitalstärksten Unternehmen beinhaltet 52 US-Unternehmen (und 15 aus China), in der Top-100 der Fortune 500 sind 23 Unternehmen aus China (und 33 aus den USA).
Europa an der Spitze, Deutschland im Rückstand
Aber auch in Deutschland besteht Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit. Sind in der Top-100 der Fortune 500 acht deutsche Unternehmen vertreten, so schaffen es nur fünf in die Top-100 der nachhaltigsten Unternehmen: Siemens (allen aktuellen Auseinandersetzungen zum Trotz), Commerzbank, Osram, Adidas und BMW. Wichtig erscheint hier noch ein Hinweis auf die Methodik – Grundlage sind die publizierten Daten! Unser Berateralltag in deutschen Unternehmen zeigt häufig noch eine gewisse Zurückhaltung bei der Publikation von Nachhaltigkeitsstrategien.
Insgesamt ist das Top-100 Ranking Tummelplatz vergleichsweise kleinerer Märkte, herausragend erscheinen Finnland mit sieben Top-100 Unternehmen oder Kanada mit sechs Unternehmen. Auffällig ist vor allem: die Top-5 kommt ausschließlich aus Europa (Hansen und Orsted aus Dänemark, Kering aus Frankreich, Neste aus Finnland und GSK aus UK).
Wenngleich dies nicht alles EU-Staaten sind, spricht doch auch dieses Ergebnis dafür, dass die neue EU-Kommissionspräsidentin auf einem guten Weg ist, wenn sie mit dem „New Green Deal“ einen erheblichen Impuls zur Bekämpfung des Klimawandels in Europa lokalisiert. Diesen Impuls gilt es nun in den Unternehmen zu verstärken – die Hebel für erheblichen Impact sind vorhanden.