Seit einigen Jahren mache ich keine Neujahrsvorsätze mehr. Die Enttäuschung und der anschließende Rückgang meines Selbstwertgefühls, wenn ich es wieder nicht geschafft habe, war für mich einfach eine zu große Last. Seien wir doch mal ehrlich: Nur die wenigsten schaffen es, ihre Vorsätze auch wirklich durchzuhalten.
Auch vor einer Woche wurde ich von mehreren Seiten gefragt, was meine Vorsätze wären. Und große Augen blickten mich an, wenn ich sagte, ich hätte keine. Völliger Verlust meiner Selbstkontrolle oder was!? Nein, sicherlich nicht.
Wenn wir uns aber verbessern wollen, sollten wir damit aufhören, uns ein riesiges, unrealistisches Ziel zu setzen, um zu scheitern. Stattdessen lasst uns kleinere Ziele setzen, die, wenn wir sie erreichen, uns motivieren und bestärken. Wir hören auf, uns zu versprechen, diese Vorsätze das ganze Jahr über einzuhalten. Stattdessen arbeiten wir nur im Januar an ihnen. Sieht man dann am Ende des Monats eine echte Entwicklung, wollen wir sie ja meistens auch weiterhin verfolgen.
Wollen wir dennoch bei den Vorsätzen bleiben, gibt es für mich drei Themen, die mir bei der Verbesserung meines Selbst helfen.
1.- Konkrete, wöchentliche Ziele
Große Projekte werden immer in mehrere kleine Aufgaben heruntergebrochen. Wer ein Buch lesen möchte, kann sich also wöchentliche und auch tägliche Leseziele setzen. Ein Buch von 400 Seiten bedeutet circa 100 Seiten pro Woche, also 9 Seiten pro Tag. Klingt machbar, oder?
Diese Technik lässt sich auch auf berufliche Ziele übertragen. Ein großes Projekt mag überwältigend wirken, 1-2 kleinere Aufgaben pro Tag sind aber überschaubare Abschnitte. Wichtig ist dabei aber auch, sich einen Tag pro Woche oder zumindest einen Zeitblock freizuhalten, um die Arbeitsfortschritte anpassen zu können. Selbstfürsorge bedeutet auch, sich Zeit zum Auftanken, Ordnen und Sortieren zu reservieren.
2.- Zeit für sein soziales Ich
Menschliche Interaktion ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Aber genau dieser Punkt hat in den letzten Jahren extrem gelitten (ich muss wohl nicht sagen warum). Da die Realität der sozialen Isolation während der Pandemie und darüber hinaus anhält, sind Einsamkeit und zwischenmenschliche Bindungslosigkeit inzwischen eine tatsächliche Bedrohung für die mentale Gesundheit. Psychophysische Erschöpfung, Angst, Furcht und Schmerz, Angst, Trauma und Wut – diese Emotionen wechseln sich ab, vermischen sich und nehmen in ihrer Intensität bis zur Überforderung zu. Dies kann am Ende sogar zu reaktiven Depressionen führen.
Schmerz empfindet jeder und in der jungen Vergangenheit hat sich dieses Gefühl wahrscheinlich noch verstärkt. Wir brauchen also Zeit. Zeit für menschliche Interaktion. Damit meine ich weniger durch Insta und Co. surfen, sondern vielmehr persönliche Zeit für Freunde und Familie und Kolleg:innen einräumen. Homeoffice ist bei vielen Unternehmen inzwischen ein fester Bestandteil. Ich bin zum größten Teil meiner Arbeitszeit im Homeoffice. Es ist jedoch immer wieder großartig, wenn ich ins Büro komme und andere Kolleg:innen treffe. Die Zeit der Pandemie hat uns einiges an sozialer Interaktion genommen. Holen wir sie uns zurück.
3.- Rückblick auf positive Impulse
Ist ein Rahmen für berufliche und persönliche Bedürfnisse und Verpflichtungen erstmal geschaffen, kommt mein dritter „Vorsatz“ ins Spiel: eine Belohnung am Ende eines Tages, nachdem die Ziele des Tages erreicht sind. Egal ob Netflix-Serie, ein Film, der Spieleabend mit dem Partner, malen oder musizieren: Was auch immer du wieder und wieder auf die lange Bank geschoben hast – jetzt ist der Moment gekommen, das zu tun, was du möchtest, denn du hast es dir verdient! Es wird dich dazu bringen, die Ziele des nächsten Tages zu erreichen, sondern dabei auch die geistige Gesundheit zu verbessern.
Ist eine Aufgabe erst erfüllt, gibt es dir neue Kraft und Freude. Dies wiederum steigert die Motivation und Produktivität. Kleinere Belohnungen unterstützen also den Weg zum großen Ziel. Es macht einen glücklicher, motivierter und steigert das Selbstwertgefühl. Langfristig kann dies zu einer besseren psychischen Gesundheit führen.
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Neujahrvorsätze sind für mich nicht nachhaltig. Anstatt sich ein ganzes Jahr lang zu verpflichten und zu quälen, sich alles nach zwei Tagen wie eine Last anfühlt, wähle ich lieber einfache Schritte, die mich nachhaltig motivieren, mehr zu erreichen.
Dieser Artikel ist zuerst auf LinkedIn erschienen.