“There is no such thing as absolute privacy in America”. Dieser Satz von FBI Direktor James Comey klingt erschütternd. Die Reaktionen dagegen sind ernüchternd. Der große Schock in der Bevölkerung bleibt aus. Ähnlich wie auch schon nach den Snowden-Enthüllungen. Irgendwie rechnet mittlerweile doch jeder damit, dass der nächste Hackerangriff bereits hinter der Ecke lauert. So lange man dadurch keine direkten Unannehmlichkeiten zu spüren bekommt, scheint diese Tatsache allerdings nicht so wichtig.
Dennoch setzen die jüngsten Enthüllungen durch Wikileaks eine Debatte in Gang und Nutzer müssen sich die Frage stellen, wie viel Privatsphäre sie noch haben und ob ihnen bewusst ist, wo dabei die Grenze liegt?
Bequemlichkeit oder Privatsphäre
Dass sich die Menschen zwischen den Vorzügen des Internets und ihrer selbstbestimmten Anonymität nicht entscheiden können, zeigt die immer wiederkehrende Diskussion über den Datenschutz. Sollen Anwendungen und Optionen aus Bequemlichkeit in den Markt eingeführt oder doch lieber die persönlichen Daten gesichert werden? Dabei scheint einer der wichtigsten Faktoren zu sein, wie weit die Anwendung es schon geschafft hat. Wird eine neue App mit massiven Datenschutzrisiken in den Markt eingeführt, wird sie sich kaum etablieren können. Ist eine App aber schon so weit verbreitet wie z.B. Facebook oder Whatsapp, wird sich kaum einer Gedanken über die Datensicherheit machen.
Hierzulande haben wir den Vorteil, dass wir durch gesetzlichen Regelungen immer noch relativ gut geschützt sind. Länderübergreifend kann das aber auch schon ganz anders aussehen. Kein Wunder also, dass sich viele Nutzer vom Darknet angezogen fühlen. Insbesondere in Ländern ohne starke Datenschutz-Regulierungen siedeln immer mehr Menschen über. Ähnlich sieht es auch bei verschlüsselten Nachrichten aus. Insbesondere in den USA ließ sich in den letzten Monaten ein starker Nutzeranstieg solcher Dienste erkennen. Ebenso bei vielen Anwendungen der Social Media Big Player, die hauptsächlich im kalifornischen Sillicon Valley ansässig sind. Durch die Verschlüsselung soll sichergestellt werden, dass kein Dritter – nicht einmal der Dienst selbst – Zugriff auf die entsendeten Nachrichten hat.
Der gläserne Mensch
Je mehr digitale Datenträger in unseren Alltag integriert werden, umso höher ist die Gefahr zum gläsernen Menschen zu werden. Denn auch wenn man sich bewusst im Darknet herumtreibt, heißt das noch lange nicht, dass man durch gewisse Methoden nicht entlarvt werden kann. Aktuell scheint sich der Trend dahingehend zu entwickeln, dass Datenschutzfragen von vielen Anbietern immer mehr in den Hintergrund gestellt werden. Für Marketer ist das in soweit ein Vorteil, dass durch die Datensammlungen eine zielgruppengenaue Ansprache ermöglicht wird. Andererseits gibt es natürlich auch viele Menschen, denen ihre Privatsphäre am Herzen liegt und die sich vor solchen Werbemaßnahmen schon fast fürchten. Ob diese sich in Zukunft weiterhin selbst, durch Verschlüsselungstools oder Darknet, um ihren Datenschutz kümmern müssen, bleibt abzuwarten. Mit Sicherheits-Updates und Ende-zu-Ende-Verschlüsselungen versuchen aber auch einige der Anbieter ihren Nutzern (zumindest ein Stück weit) entgegenzukommen.
Das Internet vergisst nie.
In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass die Idee eines Right to be forgotten (Recht auf Vergessenwerden) immer mehr Anklang findet. Dabei handelt es sich um eine Regelung, bei der Inhalte nach einem bestimmten Auswahlverfahren wieder aus dem Internet entfernt werden müssen. Wie sinnvoll diese Regelung ist, bleibt allerdings fragwürdig. Denn auch wenn ein Inhalt aus einer Seite entfernt werden muss, so dauert es meistens nicht sehr lange, bis er woanders doch wieder auftaucht.