Alles im Internet schreit nach Aufmerksamkeit. Alles soll entweder gelesen, geklickt oder gedownloadet werden. Man soll sich einen Account erstellen, sich registrieren oder etwas abonnieren. Diese Schritte gehen meist ganz leicht. Geschlecht hier, Name dort und die E-Mail-Adresse darunter. Fertig. Doch was, wenn diese Daten nun missbraucht oder weitergegeben werden? Was, wenn man sich löschen möchte und es ist lediglich eine Deaktivierung möglich? Was, wenn man viel mehr Zeit und Energie aufwendet, als es nötig wäre? Was, wenn man in ein Dark Pattern gerät?
Dark Patterns – das neue Labyrinth des Minos
Der Begriff Dark Patterns, auf Deutsch „dunkle Muster“ geht angeblich auf Harry Bringnull zurück, der bereits 2010 diesen Neologismus formulierte. Er bezeichne Tricks, die in Websites oder Apps verwendet werden, um den User zum Kauf von Leistungen oder zur Anmeldung für etwas zu bewegen, was er ursprünglich gar nicht wollte.
Chris Lewis führt dies in seinem Buch „Irresistible Apps“ noch etwas genauer aus und benennt vor allem Zeit, Geld oder soziales Kapital als die Ressourcen, die bei der Interaktion mit einer App oder einer Website viel stärker genutzt werden müssen, als es ursprünglich vom Nutzer oder Kunden erwartet worden ist. Dies kann sowohl durch die Struktur der Seite geschehen als auch durch ausgewählte Design-Feinheiten, wie etwa dem Einsatz von Buttons, Farben oder Schriftarten.
Wie in einem digitalen Labyrinth ist es für den User fast unmöglich, wieder hinaus zu finden. Vor allem, wenn die Löschung eines Kundenkontos vom Anbieter selbst vorgenommen werden muss. Das käme der Situation gleich, als würde man das Labyrinth selbst nach dem Ausgang fragen.
Beispiele für Dark Patterns
Ein Beispiel für ein solches Muster wäre das Löschen eines Accounts. Wer schon mal versucht hat, bei einer Onlineplattform, sei es ein Soziales Netzwerk oder ein Onlineshop, sein Kundenkonto dauerhaft zu löschen, weiß, dass dies deutlich schwieriger ist, als sich dort anzumelden. Die Funktion ist meist versteckt, man wird mit mehreren Fragen bombardiert, ob man denn wirklich seinen Account löschen will und am Ende ist dieser lediglich deaktiviert, falls man es sich doch anders überlegt. Die Reaktivierung geht dann natürlich mit nur einem Klick.
2015 musste das Berufs- und Karrierenetzwerk LinkedIn laut Medienberichten 13 Millionen Euro Schadensersatz an seine Nutzer zahlen. LinkedIn nutzte die Mailadresse, um automatisierte Einladungen an die E-Mail-Kontakte der angegebenen Adresse zu senden und so seine Mitgliederzahl zu erhöhen.
Der jüngste Fall für ein Dark Pattern dürfte wohl der aktuelle Datenskandal um Facebook sein. Während des Schreibens dieser Zeilen sitzt der CEO von Facebook Marc Zuckerberg dafür zum ersten Mal vor dem US-Kongress. Zuvor wurde er stets durch seine Anwälte vertreten.
Der Schaden für die Marke
Vorladung vor den Kongress, Druck der Politik, Boykott durch Firmen und vor allem: Reputationsschaden. Das Beispiel von Facebook zeigt eindringlich und deutlich, welche Folgen beim Dark Pattering auf ein Unternehmen niederregnen können. Wenn diese auf kurzlebige Tricksereien setzen, anstatt sich die Zeit für ganzheitliche Konzepte zu nehmen, hat dies natürlich auch unmittelbare Folgen für das Verhältnis zwischen Kunde und Marke. Auch weil das Dark Pattering bewusst den Kunden behindert, anstatt diesen von der Marke und/oder dessen Produkt zu überzeugen. Hierbei besteht nämlich auch der eigentliche Unterschied zur klassischen Werbung.
Werbebetreiber und Unternehmen beugen sich hier oft dem Druck, um jeden Preis Aufmerksamkeit generieren zu müssen. Die Schuld daran trägt aber nicht nur die Werbung an sich, sondern auch wir, die Nutzer, die sie blind und gedankenlos konsumieren oder eben ignorieren. Denn hier ist das eigentlich wirkliche Problem: Manchmal funktionieren Dark Patterns eben leider wirklich.