Analysten sind sich einig: Das Datenvolumen wird in den nächsten zehn Jahren explodieren. Grund dafür sind zum Beispiel intelligente Kühlschränke, vernetzte Heizungen oder Klimaanlagen im Internet der Dinge, die sich bequem von unterwegs aus per App auf dem Smartphone steuern lassen. Weil Sensoren so günstig sind wie nie, kann aus so ziemlich jedem elektrischen Gerät ein sogenanntes „smart device“ gemacht werden. Geräte mit Köpfchen, die selber mitdenken, sind damit keine weitentfernte Science-Fiction mehr, sondern reale Zukunft.
Drei magische Vs, Volume (enorme Menge an Daten), Velocity (hohe Entstehungsgeschwindigkeit neuer Daten) und Variety (Vielfalt der Datentypen und -quellen), tragen dabei maßgeblich zu der rasant steigenden Big Data-Menge bei. Allein in Deutschland wird die jährliche Datenmenge von 230 Exabyte im Jahr 2013 um das Zehnfache auf 1,1 Zettabyte bis 2020 wachsen (EMC Digital Universe-Studie*). Die schiere Masse an Daten bringt aber nichts, wenn sie nicht verarbeitet und ausgewertet wird. Und genau dieser letzte Schritt von „Big Data“ hin zu „Smart Data“ bringt die bisherige IT-Infrastruktur vieler Unternehmen ganz schön ins Wanken.
Edge Computing: Intelligenz bewegt sich „an den Rand“
Ein Ansatz, um dieser riesigen Datenmengen Herr zu werden, ist Edge Computing. Statt wie vorher ein zentrales Rechenzentrum in der Mitte eines Netzwerks zu haben, kommen die Daten nun über den Rand, den sogenannten Edge, in dieses Netzwerk hinein. Dieser Rand ist im Grunde nichts anderes als unsere vernetzten, intelligenten Kühlschränke, Heizungen oder Klimaanlagen. Hier produzierte Daten werden auf dem Gerät selbst und damit am Entstehungsort verarbeitet, und nicht über das Internet an ein zentrales Rechenzentrum gesendet.
Beim autonomen Fahren geht’s nicht ohne
Zwingend notwendig wird die direkte Verarbeitung am Rande des Netzwerks bei selbstfahrenden Autos, Bahnen oder Bussen. Ein Abstandssensor, der registriert, dass das vorausfahrende Auto bremst, kann nicht erst über ein zentrales Rechenzentrum zwei oder drei Sekunden später einen Bremsbefehl auslösen lassen – in den meisten Fällen wäre der Auffahrunfall schon passiert. Gebraucht werden Entscheidungen in Echtzeit, sodass die Datenverarbeitung unbedingt im Fahrzeug selbst stattfinden muss.
Geschwindigkeit und Sicherheit überzeugen
Bei solchen Hochleistungsinteraktionen wie dem autonomen Fahren kommt es auf Millisekunden an. Leichte Verzögerungen durch das Abschicken der Daten können bereits fatale Konsequenzen haben. Die Latenz zum Server, das heißt die Zeit vom Abschicken der Daten bis zur Reaktion, muss deshalb so gering wie möglich sein, um eine Entscheidung in Echtzeit überhaupt möglich zu machen. Ein weiterer Pluspunkt der Datenverarbeitung am Entstehungsort ist, dass ein großer Teil der erhobenen Daten nur in einem bestimmten Moment gebraucht werden, danach aber nicht mehr. Das bedeutet, dass im Regelfall keine Notwendigkeit besteht, diese Daten über das Netzwerk an ein Rechenzentrum zu schicken. Dies mag zwar Datenschutzbefürworter freuen, im Bereich des autonomen Fahrens wird jedoch auch rege diskutiert, ob die Daten nicht aus Versicherungsgründen über eine bestimmte Zeit gespeichert werden müssen – etwa um Unfallhergänge nachzuvollziehen.
Die Datensicherheit ist ein weiteres Argument für Edge Computing. Daten werden hierbei eben nicht in weit entfernten Rechenzentren oder im Ausland verarbeitet, wo womöglich andere Vorschriften im Umgang mit Daten herrschen. Darüber hinaus bieten die Edge Computing-fähigen Geräte selbst mehr Sicherheit, weil sie zum Beispiel mit modernen Verschlüsselungsverfahren arbeiten.
Edge Computing mischt die IT auf
Die Anwendung von Edge Computing steckt heute noch in den Kinderschuhen, hat aber langfristig das Potenzial, sich zum nächsten großen Game Changer zu entwickeln. Wichtige Aspekte wie Verarbeitungsgeschwindigkeit und Sicherheit sprechen eindeutig dafür. Die Technologie steht schon heute bereit, ist ausgereift und bezahlbar. Jetzt sind die Unternehmen am Zug, Edge Computing bei der Planung von IoT-Infrastrukturen von Anfang an mit zu bedenken.