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Zero ist Hero im Klimawandel: Die Null muss stehen

Die Diskussion des Klimawandels ist oft auch eine Auseinandersetzung über Zahlen mit starker Symbolkraft bzw. Signalwirkung. Das Alarmsignal 1,5° (globale Erwärmung im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten) ist seit langem als politischer Grenzwert etabliert – kürzlich mussten wir sehr drängende Prognosen lesen, dass wir diese Grenze möglicherweise bereits 2024 passieren werden. Diese Zahl war stets Haltelinie im politischen Diskurs, ihr Überschreiten symbolisiert ein weiteres Mal das Versagen des bisherigen globalen klimapolitischen Angangs.

Neben 1,5 (Grad) steht eine andere Zahl immer mehr im Mittelpunkt der Bemühungen auch nichtpolitischer Akteure und Stakeholder – die 0 wird aktuell zum zentralen Symbol einiger bemerkenswerter Kampagnen und Initiativen aus der Mitte der Zivilgesellschaft. Die Null steht vor allem für Klimaneutralität – also für das Ziel, den Impact und die externen Effekte des Handelns einzelner Akteure auf das Klima zu egalisieren.

 

Die Null im Fokus nichtpolitischer Akteure

 

In der Kampagne „Race to Zero“ haben sich unter der Schirmherrschaft des UN-Klimasekretariats in Bonn und mit Blick auf COP 26 in Glasgow 2021 die sog. Non-State-Actors dem Ziel verpflichtet, bis 2050 die CO2-Emissionen auf 0 zu reduzieren. In der größten Klimaallianz der Geschichte sind aktuell 449 Städte, 21 Regionen, 995 Unternehmen, 505 Universitäten und 38 der weltweit größten Finanzinvestoren versammelt, die fast 25% aller globalen CO2-Emissionen und über 50% des globalen Bruttosozialproduktes repräsentieren.

Die Initiative, die vor wenigen Wochen am World Environment Day (5. Juni) gelauncht wurde, ist insofern beachtlich, als dass sich hier eben dezidiert nichtstaatliche Akteure deklarieren und so auch das Versagen multilateraler Verhandlungen auf staatlicher Ebene seit 25 Jahren Klimakonferenzen dokumentieren und korrigieren.

Die Null steht auch im Mittelpunkt der bemerkenswerten deutschen Kampagne Germanzero, eine von vielen zivilgesellschaftlichen Akteuren getragene Plattform, die im Frühling 2020 gelauncht wurde und durch das Engagement jedes Einzelnen eine starke gemeinsame Stimme formen möchte. Mit Unterstützung von Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft soll bis zum Herbst 2021 ein 1,5°-Gesetzespaket erarbeitet werden mit dem Ziel Klimaneutralität zum Wohle künftiger Generationen, das im Frühjahr 2022 in Bundestag und Bundesrat entschieden wird, um Deutschland bis max. 2035 in die Klimaneutralität zu führen.

Beachtlich ist vor allem das Engagement von Influencern und Prominenten, mit dem ein breites Bündnis von Bürgerinnen und Bürgern für inhaltliche und finanzielle Unterstützung geworben wird, z.B. auf YouTube. Wieder liegt der Fokus außerhalb des politischen Systems, eine außerparlamentarische Opposition startet eine Gesetzesinitiative zur 0.

 

Starke Marken, große Klimaziele

 

Und auch für das Klimaprogramm von Nike „Move to Zero“ ist die Null der Nukleus. Nachdem Marken wie Patagonia und Ben & Jerry’s als „Sustainable Natives“ schon immer die Aktivierung von Konsumenten als ein Kernthema der eigenen Nachhaltigkeitsprogramme angesehen haben, zieht hier mit Nike eine Marke nach, die ihre appellative Grundhaltung „Just do it“ so in bewegende Hinweise für Konsumenten konvertiert – was können sie/wir alle tun, die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen.

Und was macht Nike selbst? Hier finden sich 5 konkrete messbare Ziele, die sich Nike selbst setzt im Korridor des Pariser Klimaabkommens und darüber hinaus. Ein außergewöhnlich klares und laut platziertes Zielbündel für eine Marke, und vielleicht Rollenmodell und Inspiration für viele andere Marken, die sich mit Stances und Pledges gerade noch etwas schwerer tun.

Diese drei Zero-Kampagnen eint der gleiche Gedanke: die Verbindlichkeit, die sich politisch nicht herstellen lässt, erfolgt durch die zivilgesellschaftlichen Akteure, die sich (im Gegensatz zu vielen Staaten) nicht scheuen, sich auch zu konkreten Zielen zu bekennen: die Null muss stehen!

 


Bild Credits: Banner – Unsplash under Creative Commons Zero Licence