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Emissionsarm und erkenntnisreich: WEF 2021 und globale Risiken

In diesen Tagen würden sich in „normalen“ Jahren die wirtschaftlichen und politischen Eliten im dann nicht so beschaulichen Davos treffen, um im Rahmen des „World Economic Forums“ (WEF) über die Lage der Weltwirtschaft nachzudenken. Mit Blick auf die Pandemieentwicklung in Europa ist die „physische“ Konferenz längst abgesagt und nach Singapur in den Mai 2021 verlegt worden.

Von dieser Verschiebung unbeeindruckt ist das Weiter-Denken des WEF als Think Tank. In dieser Woche findet der virtuelle Summit statt, der natürlich live im Netz zu verfolgen ist. Während also der Nobelkurort in Graubünden tatsächlich in diesem Jahr im Januar einmal gute Luft im Angebot hat und dem Weltklima etliche Tonnen reisebedingte Treibhausgase erspart wurden, bleibt das Zusammentreffen von geopolitischen und ökonomischen Perspektiven konkurrenzlos erkenntnisreich.

Als gedankliches Priming ist in der vergangenen Woche der jährliche Risk-Report in der 16. Auflage veröffentlicht worden, die wohl wichtigste Publikation des WEF als Ausblick auf das Risikopotential der zentralen globalen Themen. Im Herz des Reports steht eine Survey in der erweiterten WEF Community mit globalen Expert*innen aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft – mehr als 850 Thought Leader haben sich beteiligt.

Zum Einstieg in den Report weist der WEF darauf hin, dass in diesem Format schon seit 15 Jahren vor dem Ausbruch einer globalen Pandemie gewarnt wurde. Bill Gates ist also nicht ganz alleine. War dieses Thema allerdings in der Priorisierung von Risiken bis 2020 absolut nachrangig, ist es in 2021 kaum überraschend an die Spitze des Rankings der Risiko-Wirkungen gesprungen. Allerdings nicht ganz alleine – dort steht weiterhin (beide dann mit gehörigem Abstand vor allen anderen Risiko-Impacts) wie in den letzten Jahren das Thema „Climate Action Failure“ – also das Versagen, die Folgen des Klimawandels effektiv zu bekämpfen.

Die zweite Achse der Survey, neben der möglichen Risiko-Wirkung, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Risiken eintreten. Neben Climate Action Failure sehen die Expertinnen und Experten mit „Extreme Weather”, „Human Environmental Damage” und „Biodiversity Loss” drei weitere Themen in der Top 5 der eintrittswahrscheinlichsten globalen Risiken. Wie an dieser Stelle schon häufiger diskutiert, hat die Corona-Pandemie also die Klimarisiken nicht verdrängt, im Gegenteil, 12 Monate Erkenntnisse der Krise zeigen sehr deutlich, wie interdependent diese beiden großen globalen Risikocluster zu betrachten sind.

Die Langzeitbetrachtung der Top 5 Risiken belegt weiterhin, wie „grün“ die Risikowahrnehmung über die vergangenen Jahre insgesamt geworden ist.

 

Mit praktischer Perspektive für die Unternehmen und etwas größerer Brennweite hat die Allianz diese Risiken für 2021 hervorgehoben.

 

 

Einige der Themen, wie Lieferkettenunterbrechung und Naturkatastrophen, haben natürlich auch erhebliche Klimabezüge, dazu stehen politische Risiken und Cybergefahren oben auf der Liste der ggf. auch praktisch vorzubereitenden Krisen.

Klar ist: die enge Verzahnung ökonomischer, sozialer und ökologischer Wirkkräfte ist in allen politischen und Business-Perspektiven Realität geworden. Klar ist damit aber auch: der Handlungsdruck, insbesondere zur Abwehr von Umweltrisiken, bleibt extrem hoch – und alle Unternehmen bleiben aufgefordert, Wandel zu initiieren und als Non-State-Actor auch mit Blick auf bisweilen flügellahme politische Strukturen Momentum zu erzeugen.

Erzeugerin eines großen Momentums, vor allem von sehr sichtbarem Aktivismus junger Generationen, war zweifelsohne Greta Thunberg. Sie hat sich bekanntlich in den letzten Monaten etwas zurückgezogen, um ihren Schulabschluss in den Mittelpunkt zu stellen, zum WEF hat sie sich aber wieder zurückgemeldet. Ihr Appell rüstet für ein Jahr zur Bekämpfung des Klimawandels mit dem Höhepunkt der Weltklimakonferenz in Glasgow im November 2021. Das nächste WEF im Januar 2022 wird zeigen, wie viel Transformation die Weltgemeinschaft in diesem Jahr erzeugen können wird.

 


Bild Credits: Banner – Unsplash under Creative Commons Zero Licence