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Ärzte auf YouTube – Wie Mediziner das soziale Medium als Aufklärungs- und Informationskanal nutzen

Wer heute kommuniziert, muss Onlinekanäle miteinbeziehen – das sind längst keine Neuigkeiten mehr. In der medizinischen Fachkommunikation vollzieht sich der Wandel von Print zu online allerdings eher langsam. Die aktuelle LA-MED-Facharztstudie zeigt, warum die Print-Ausgaben noch so wichtig sind: Nach wie vor werden Fachzeitschriften von Chef- und Oberärzten mit Abstand am häufigsten als intensive Informationsquelle für ihren Berufsalltag genutzt. Internet und Onlinedienste rangieren aktuell noch auf Platz 5. Die Studie zeigt aber auch, dass sich Ärzte multimedial informieren und gerne mehrere Informationskanäle in Anspruch nehmen. Nach und nach steigt auch die Wichtigkeit von Onlinekanälen, besonders bei der jüngeren Zielgruppe. Auf YouTube findet man schon heute zahlreiche medizinische Inhalte. Und eine aktuelle Umfrage zeigt: Medizinische Clips sind nicht nur für Patienten interessant, sondern auch für Mediziner.

Studie Informationsquellen Fachärzte
Quelle: LA-MED Facharzt-Studie 2018

Deutsche Ärzte haben für ein Patientengespräch ca. 8 Minuten Zeit. Das ist natürlich viel zu wenig, um Symptome und mögliche Therapieoptionen zu besprechen und dann noch auf Fragen des Patienten einzugehen. Nicht selten bleiben beim Patienten nach dem Arztbesuch einige Fragen unbeantwortet. Viele Antworten findet er mittlerweile auf YouTube.

Das soziale Netzwerk bietet Videos zu verschiedensten medizinischen Themen, seien es Anleitungen zum Brustabtasten, persönliche Erfahrungsberichte von betroffenen Patienten oder Therapiemöglichkeiten. Es genügt ein Klick und 10 Minuten später ist der Patient schlauer. Die Informationen stehen zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung und der Patient muss nicht am Telefon in Warteschleifen festhängen und Fragen nach seiner Krankenversicherung beantworten. Er bekommt die Informationen sofort, ohne Terminvereinbarung und ohne Wartezeit. Natürlich sind diese Videos kein Ersatz für einen persönlichen Besuch beim Arzt. Aber die Nachfrage steigt – und mit ihr auch das Angebot.

Auf YouTube finden sich zahlreiche Kanäle von Ärzten mit beachtlichen Klickzahlen, die Abonnentenzahlen bewegen sich nicht selten im mittleren 5-stelligen Bereich. Hier steigt die Glaubwürdigkeit proportional zur Expertise. Doch die Videos sind nicht nur für Patienten relevant – auch Mediziner informieren sich auf YouTube. Laut einer aktuellen Umfrage nutzen 22 Prozent der Ärzte soziale Netzwerke, sowohl privat als auch beruflich (vgl. Healthcare Marketing 8/2018, S. 62). Bei jüngeren bzw. angehenden Ärzten liegt der Anteil schon bei knapp 50 Prozent – Tendenz steigend. Besonders interessant für die Mediziner sind berufliche Nachrichten und medizinische Videos. Und die finden sie – genau – auf YouTube.

 

Ärzte als Konsumenten und Produzenten

 

Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Ärzte auf YouTube ist Doktor Johannes Wimmer. In 3- bis 5-minütigen Videos bespricht er medizinische Themen, die den Durchschnittspatienten beschäftigen: was hinter Depressionen steckt, wie man Bluthochdruck vermeidet oder was bei Blähungen im Darm passiert. Mit einem Video zum Thema „Wie nasche ich gesund?“ erreicht er beispielsweise fast 700.000 Aufrufe. Längst ist er Gast in Talkshows, tritt als Experte in unterschiedlichsten Ratgeberserien auf und hat mittlerweile auch sein eigenes (Print-)Magazin, „das allererste Doctainment-Magazin Deutschlands“. Die Videos auf YouTube macht er aber bis heute weiter.

Screenshot Youtubechannel Doctor Mo
Quelle: Screenshot via Youtube DocMo

Speziell an Medizinstudenten richtet sich Doc Mo mit seinem Kanal „Doc Mo klärt auf!“. Er studiert selbst noch Medizin und beleuchtet neben medizinischen Fragen auch die verschiedenen Module des Studiums. So finden sich auf seinem Kanal etwa Beiträge zur Doktorarbeit, zu Repetitoren oder zum Physikum. Der Kanal läuft gut – seine primär jüngere Zielgruppe bewegt sich sicher auf YouTube.

Die steigende YouTube-Nutzung von Ärzten – sowohl als Konsumenten als auch als Produzenten – ist eine interessante Entwicklung, die sicher noch zunehmen wird. Das sollten vor allem Pharmafirmen bei ihrer Zielgruppenansprache bedenken. Informationsvermittlung via Video ist deutlich zeit- und kostenintensiver als klassische PR, etwa via Pressemitteilung.

Die aktuellen Daten aber zeigen: Es lohnt sich.

 

Bild Credits: Banner – Pixabay under Creative Commons Zero Licence, via pixabay.com