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Der Farbschliff – Über die Wichtigkeit der Farbkorrektur

Was darf in keiner professionellen Postproduktion fehlen? Richtig, die Farbkorrektur (engl. „Color Correction“). Der Begriff ist ein wenig irreführend, da es sich dabei nicht nur um eine Korrektur von Helligkeit, Farben und Kontrast handelt. Das kann zum Beispiel nötig sein, wenn eine Szene an verschiedenen Tagen gedreht wurde und die Lichtverhältnisse nachträglich abgestimmt werden müssen, um ein einheitliches Bild zu erzeugen. Oder wenn Teile der Aufnahmen zu hell sind und man die Belichtung nachträglich korrigieren muss.

Man spricht nämlich auch von Farbänderung oder Farbabstimmung (engl. „Color Grading“). Denn nachdem die Korrektur geschafft ist, fängt meist die kreative Arbeit des Coloristen an. Er verleiht dem Film durch Farbänderungen einen bestimmten Look. Verschiedene Farben erzeugen auch unterschiedliche Stimmungen und das kann helfen, die Geschichte zu erzählen. Wobei eine Farbe aber auch gerne für verschiedene Stimmungen genutzt wird. Rot, zum Beispiel, kann auf der einen Seite bedrohlich wirken, aber auf der anderen Seite für leidenschaftliche Szenen genutzt werden. Ein in grün getauchtes Landschaftsmotiv gibt Hoffnung, wogegen eine in grünes Licht getauchte Höhle des Monsters für Gefahr steht.

Daher ist es vorab schon wichtig zu entscheiden, wie eine Szene farblich abgestimmt wird. Außerdem kann der Colorist durch den gezielten Einsatz von Effekten oder Betonungen bei Helligkeit und Sättigung, das Auge des Betrachters lenken. Diese Methode kam zum Beispiel bei „Birdman“ zum Einsatz. Hier nutzten sie unzählige digitale Masken auf den Gesichtern der Protagonisten, um den Fokus immer auf das Wichtigste im Dialog zu lenken.

 

Die Arbeitsschritte

 

Experten sprechen auch von sechs Punkten, die ein Colorist bei der Arbeit durchläuft. Als erstes korrigiert er den Kontrast, die Sättigung und Belichtung sowie den Weißabgleich. Im zweiten Schritt geht es um die Schlüssel-Elemente eines Bildes. Das kann zum Beispiel der Hautton einer Person sein. Wenn die Haut nicht natürlich wirkt, weil sie einen Farbstich hat, muss man hier nachjustieren. Als nächstes geht es schon um den Gesamtlook. Nun kann der Colorist beispielsweise das gesamte Bild in Sepia tauchen, um eine warme Stimmung zu erzeugen.

Wenn der Look gefunden ist, muss er im nächsten Schritt die einzelnen Szenen aufeinander abstimmen, damit die Bilder im Schnitt optisch nicht auseinanderfallen. Im fünften Schritt geht es um die Details des Bildes, wie die Änderung der Farben im Licht und Schatten oder das Hinzufügen von Highlights durch digitale Masken. Im letzten Schritt kontrolliert der Colorist die Qualität des Bildes mit verschiedenen Messinstrumenten. Vor allem für das Ausspielen von Filmen fürs Fernsehen oder Kino, muss das Endprodukt gewisse technische Standards einhalten. Wenn also Teile des Bildes im Diagramm über die Grenzen schießen, muss er an diesen Stellen nachregeln.

Fassen wir also zusammen. Der Job des Coloristen besteht nicht nur darin, die Farben zu korrigieren. Er verleiht dem Film Akzente, setzt den Fokus auf das Wichtigste oder taucht die Geschichte in ein komplett neues Licht. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt und die eigens dafür entwickelten Tools bieten allerhand Features, die diesen Beruf nicht ohne Grund zu einem der wichtigsten in der heutigen Postproduktions-Kette machen.