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Facebook hatte es in diesem Jahr nicht leicht. 2016 dominierten die Negativschlagzeilen zu dem Unternehmen aus dem Silicon Valley. Sogar so sehr, dass das Netzwerk in diesem Jahr erstmalig eine Imagekampagne schaltete, um die öffentliche Meinung wieder positiv zu stimmen. Im Vordergrund der Kampagne standen eigentlich die starken Bedenken von Nutzern gegenüber dem Datenschutz auf dem Netzwerk. Im Laufe des Jahres wurden allerdings weitere Themen wie der mangelnde Umgang mit Hassbotschaften, Zensur und die Verbreitung von Fake News, das aktuell meistdiskutierte Thema, stark kritisiert.
Fake News auf Facebook
Lange wurde der Verbreitung von Falschmeldungen auf der Plattform nur wenig Beachtung geschenkt. Die mögliche Manipulation unseres Verhaltens durch soziale Netzwerke wurde zwar schon des Öfteren thematisiert, bislang gibt es allerdings noch keine aussagekräftigen Belege dafür inwieweit Fake News hierbei einen Faktor spielen. Die überraschenden Wahlergebnisse beim Brexit Referendum und nun auch im US Wahlkampf lassen die Spekulationen, über die Manipulation von Wählern durch Falschmeldungen, erneut aufflammen. Im Falle vom Brexit geriet vor allem Wettbewerber Twitter in starke Kritik. Beim US-Wahlkampf dagegen sehen die Kritiker ganz klar Facebook im Visier ihrer Kritik.
Auf Social-Media-Plattformen können alle Inhalte, die sich im World Wide Web finden lassen, geteilt werden. Dabei ist vollkommen egal, wie verlässlich die Quelle ist oder um was für eine Seite es sich handelt. Lediglich wenn der Inhalt gemeldet wird, kann er – nach eingehender Überprüfung – wieder von der Plattform entfernt werden. Bis ein Inhalt allerdings entfernt wird, kann er sich in der Zwischenzeit, schon tausende Mal verbreitet haben. Das macht die Eindämmung von Falschmeldungen umso schwieriger. Selbst wenn die originale Falschnachricht entfernt wurde, kann sie sich bis dahin schon längst in den Köpfen der Menschen manifestiert haben. Daher müsste theoretisch jeder Nutzer, der Facebook oder andere soziale Netzwerke als Nachrichtenquelle nutzt, es als seine Pflicht ansehen, sich auch auf anderen Seite zu dem Thema zu informieren. Denn ein soziales Netzwerk liefert nicht den Qualitätsstandard eines etablierten Nachrichtenmediums und prüft vor Veröffentlichung die Fakten. Da aber sehr viele Menschen Facebook als vorrangige Nachrichtenquelle nutzen, können Fake News schnell als Wahrheit interpretiert werden. Sie hinterfragen nicht oder zu selten. Falsche (und meist bahnbrechende) Neuigkeiten können dann so eine entsprechend krasse Reaktion bei den Nutzern auslösen. So auch in dem kürzlich als Pizzagate bekannt gewordenen Fall. Dabei stürmte ein bewaffneter Mann aufgrund einer Falschmeldung eine Pizzeria in Washington D.C. Die News besagte, dass Hillary Clinton und ihr Wahlkampfmanager dort einen illegalen Kinderpornographie-Ring betreiben würden.
Schreiberlinge von Falschmeldungen
Es ist schnell geschehen, vor allem in einem politischen Wahlkampf, sich gegenseitig die Schuld für dies oder jenes in die Schuhe zu schieben. Tatsächlich werden viele Falschmeldungen aber von unabhängigen Dritten verfasst, die sich anhand der großen Traffic-Zahlen über hohe Werbeeinnahmen freuen. Natürlich gibt es daneben auch politisch motivierte Falschmeldungen, die darauf abzielen, die Opposition so schlecht wie möglich dastehen zu lassen bzw. die eigene Seite so gut wie möglich. Vor allem in der Ära der sogenannten Post-truth Politics sind Fake News ein beliebtes Mittel, um Wähler zu beeinflussen. Post-truth beschreibt dabei vielmehr eine gefühlte Wahrheit, die durch Fakten und Tatsachen widerlegt wird. So lassen sich neben zahlreichen Aussagen vom nächsten US-Präsidenten z.B. auch Äußerungen wie die des ehemaligen Bürgermeisters von New York, Rudy Giuliani, einordnen, wenn er sagt: „Vor Obama gab es keinen erfolgreichen radikal-islamischen Anschlag in den USA.“ Der 11. September 2001 gilt bis heute als der größte Anschlag in den USA, Obama war damals aber nicht der Präsident der Vereinigten Staaten. Mit seiner Aussage wird keine Tatsache präsentiert, sondern viel mehr ein Gefühl vermittelt. Das Gefühl, dass sich viele Amerikaner unsicher fühlen und Obama so vieles falsch und schlechter gemacht hätte. Obwohl dieses spezielle Zitat bei vielen, aufgrund der immer noch sehr sensiblen Thematik, nur für ein Kopfschütteln sorgte.
Traffic-Generator Fake News
Der Mensch ist ein Fan von Sensationsmeldungen. „Der Papst unterstützt den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump“ klingt nun einmal auch einfach interessanter als „Der Papst hat heute Morgen gebetet“. Unser Verhalten wird schon seit längerem durch verschiedene Clickbaiting-Strategien von Onlinern und Advertisern ausgenutzt. Fake News sind da in vielerlei Hinsicht gleich. Allerdings gibt es hier den Unterschied, dass diese Meldungen wie im Falle Pizzagate unser Verhalten manipulieren. Damit werden sie gefährlich und können sogar weitreichende Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft haben. In den USA wurden z.B. weit mehr Fake News über Hillary Clinton als über Donald Trump verbreitet. Für viele ist dies nun Anlass, das unerwartete Wahlergebnis diesen Meldungen zuzuschreiben und den Plattformen, wie Facebook, über die solche Beiträge überhaupt verbreitet werden konnten.
Facebooks Rolle und Verantwortung
Mark Zuckerberg wies erste Anschuldigungen an seine Plattform klar zurück und entgegnete Kritikern, es sei absurd davon auszugehen, dass sein soziales Netzwerk das Wahlverhalten der Nutzer manipulieren könnte. Doch natürlich ist jedem mittlerweile klar, dass soziale Netzwerke sehr wohl dazu in der Lage sind unser Verhalten zu beeinflussen. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch in den Digitalstrategien von Unternehmen. Alleine, dass eine Plattform wie Facebook ungemein viele Informationen zu unserer Person sammelt und es anderen möglich macht uns zielgenau anzusprechen, ist bereits eine Art von Manipulation. Auch Facebook scheint sich, unter anderem nach einer Schuldzuweisung von Barack Obama, bewusst zu sein, sich nicht so einfach aus der Thematik herauswinden zu können. Infolgedessen veröffentlichte Zuckerberg Anfang Dezember ein Statement, in dem er bekannt gab, welche Änderungen das Unternehmen vornehmen will, um die Verbreitung von Fake News zu unterbinden.
Auch in Deutschland wird das Thema insbesondere in Hinblick auf die Bundestagswahl im nächsten Jahr heiß diskutiert. Wie schnell sich falsche Meldungen verbreiten, zeigt sich aktuell im Rechtsfall der Grünen Politikerin Renate Künast. Hierbei hatte sich ein komplett erfundenes Zitat tausende Male auf der Plattform verbreitet. Trotz dessen, dass die Politikerin den Beitrag meldete und Rückenstärkung durch die SZ, der angeblichen Quelle, erhielt, brauchte das soziale Netzwerk drei Tage, bis der Beitrag entfernt wurde. Auch das Beispiel Mosel-Kurier zeigt, wie einfach sich Falschmeldungen verbreiten, ohne die Quelle und den Wahrheitsgehalt der Meldung zu überprüfen.
Was bringt die Zukunft?
Sozialen Netzwerken kommt eine immer größere Verantwortung zu. Bisweilen galt für jeden einzelnen Nutzer, die zur Verfügung gestellten Informationen selbst zu hinterfragen und zu überprüfen. Heutzutage macht sich aber nur noch ein Bruchteil der Nutzer diese Mühe und vertraut stattdessen blind den Inhalten, die am besten zur eigenen Meinung passen. Wie die Sperrung von Falschmeldungen oder die Bewertung, was Fake News sind und was nicht, von einem Unternehmen wie Facebook oder anderen neutral durchgeführt werden soll, ist allerdings unklar. Aktuell lässt der Social-Media-Gigant verschiedene Nachrichtenbeiträge von den Nutzern der Plattform bewerten. Infolgedessen sollen Posts, die als Fake News bewertet werden, mit einer Warnung versehen werden. Zur Eindämmung von Falschnachrichten arbeitet nun auch die Suchmaschine Google an einem neuen Tool. Das soll in der Lage sein, die Beiträge einer Seite direkt auf ihren Wahrheitsgehalt zu untersuchen, um die Verbreitung von Falschmeldungen zu verhindern. Dabei arbeitet Google mit dem britischen Unternehmen Full Fact zusammen, die bereits in der Vergangenheit an verschiedenen Varianten für ein Überprüfungstool gebastelt haben.
RoboCheck – die Lösung des Problems?
Das Ziel von RoboCheck, diesen Namen trägt Googles Produkt, soll es sein, alle Nachrichten im WWW auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen zu können. Dabei soll auch identifiziert werden können, wie weit sich die Falschmeldung bereits verbreitet hat. So können in Zukunft Seitenbetreiber, die falsche Informationen verbreiten, schneller erfasst und gestoppt werden. Nachrichten im Netz werden damit wieder glaubwürdig. Das Tool nutzt zur Messung des Wahrheitsgehalts der Nachricht alle Informationen, die es zu einem Thema erhalten kann. Wie unfehlbar der Wahrheitsgehalt jeder einzigen Meldung gemessen werden kann, bleibt abzuwarten, bis das Produkt Robocheck weiter ausgearbeitet ist und die offiziellen Ergebnisse von Tests vorliegen.
Entwicklungen von Tools gegen Fake News hin und her – Algorithmen, Hacker und AI sind wachsende Faktoren und Indizien dafür, dass Menschen im Umgang mit Meldungen im Netz sensibilisiert werden werden. „Man soll nicht immer glauben, was man hört“ heißt es. Nun gilt es Nutzern bewusst zu machen, dass diese Regel insbesondere im Internet gilt.