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WeChat – Der Messenger-Hybrid aus China

Bild via Pexels under CC0 Licence

So wie man sich bei uns fragen würde, wie man Whatsapp denn nicht kennen kann, so würde man sich in China fragen, wie jemand WeChat nicht kennen kann. Der Messenger-Dienst ist in China die unangefochtene Nummer 1 und kann sogar dafür genutzt werden, sich am Flughafen für das WLAN zu verifizieren. Da die Alternativen zum Einloggen ins WLAN nur auf Chinesisch verfügbar sind, wird wohl zumindest jeder Flughafenbesucher Chinas die App schon einmal gesehen haben.

Messenger und Network zugleich

Die Besonderheit an WeChat ist, dass hier mehrere Funktionen zusammenfallen und es sich somit nicht um einen klassischen Messengerdienst handelt. So spricht man bei dem Dienst zum Beispiel auch oft von einer Mischung aus sozialem Netzwerk á la Facebook und einem klassischem Messenger-Dienst wie z.B. ein Whatsapp.

In China haben die Smartphones den Desktop schon lange überholt und sind quasi der zentrale Zugang zum Internet geworden. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass WeChat nur als App auf dem Handy verfügbar ist, anders als zum Beispiel bei Whatsapp. Hier gibt es immerhin schon seit langem eine – wenn auch bislang relativ unbekannte – Whatsapp-Webpage.

WeChat, das Mädchen für alles

In der App von WeChat hat man  viele weitere Möglichkeiten, die über die Optionen bei einem normalen Messenger-Dienst hinausgehen. Man kann sich nämlich unter anderem auch ein Profil anlegen, in dem alle persönlichen Informationen eingetragen werden können. Weiterhin bietet die App Serviceleistungen an, angefangen bei Games über Taxiangebote bis hin zur neusten Diagnose des Arztes persönlich – direkt aufs Handy. WeChat soll laut Hersteller eine Art zentrale Lösung sein und als Mädchen für alles fungieren, so dass man dank dieser einen App auf alle anderen Messenger-Dienste und sozialen Netzwerke verzichten könnte.

China als Marketplace

Dabei ist natürlich zu beachten, dass die Nutzungsstruktur der App der von Social-Media-Riesen Facebook zwar ähnelt, es sich in China allerdings um eine komplett andere Nutzungssituation handelt. Auch was die sprachlichen Hürden angeht und die autoritäre Struktur des Landes, werden sich westliche Unternehmen erst einmal im chinesischen Markt einfinden müssen. Dafür sollte man sich am besten einen Insider in sein Team holen, denn als Außenstehender wird die Komplexität des Landes China wahrscheinlich nur sehr schwierig bis gar nicht komplett zu erfassen sein. Das Land zu verstehen, ist immer noch der erste Schritt, den ein Werbetreibender gehen sollte, um seine Strategie für den Markt aufstellen zu können.

Dementsprechend müssen sich Marken auch immer der aktuellen politischen Situation im Land bewusst sein. Denn es könnte sein, dass die Inhalte von Messenger-Diensten beobachtet werden – anders als mittlerweile bei Whatsapp seit der Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Immerhin hat es selbst ein Google in dem Land nicht ganz einfach und war teilweise sogar schon gesperrt.

Dennoch sprechen mehr als 700 Millionen aktive Nutzer für den Dienst. Bereits Marken wie Coca Cola und der FC Bayern haben einen Account auf WeChat.

WeChat für Europa?

Auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern ist die App bereits verfügbar. Allerdings läuft sie bislang noch unter dem Radar der meisten potentiellen Nutzer. Der große Nachteil der App-Version im Ausland ist nämlich, dass die User hier stark in der Nutzung eingeschränkt sind. Somit handelt es sich in der für uns verfügbaren Version nur um einen klassischen Messenger-Dienst, welcher keine Vorteile gegenüber seinen Wettbewerbern aufweist. Also warum sollte man sich WeChat herunterladen, wenn man zum Bespiel schon Whatsapp oder Telegram auf dem Handy hat?

Sollten die Zusatzfunktionen der Games, Profilseiten etc. in Zukunft auch in Europa zugänglich sein, wird der Mix tatsächlich interessant für unseren Markt.