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Die Macht der Suchmaschinen

Wenn wir im Internet nach Informationen suchen, selektieren wir – wahrscheinlich ganz unbewusst – nach folgendem Prinzip: Ergebnisse, die weiter oben erscheinen, bewerten wir als seriöser und vertrauenswürdiger als unten gelistete Ergebnisse. In Angesicht der Tatsache, dass all die Informationen im Web durch einen externen Faktor für uns automatisch gewichtet werden, stellt sich die Frage, ob dieser Einfluss ausreicht, um gesellschaftliche Meinungsbilder so fundamental zu lenken, um beispielsweise politische Wahlen zu manipulieren? Eine Studie des American Institute for Behavioral Research and Technology zeigt: ja, das können sie und nennen dieses Phänomen den „Search Engine Manipulation Effect“.

Wählerpräferenzen können um 20 % beeinflusst werden

In einer Serie von  fünf Experimenten wurde eine Stichprobe von 4.556 Probanden, welche die demographischen Charakteristika der wahlberechtigten Population der USA und Indiens repräsentierten und sich noch keine politische Meinung gebildet hatten, gebeten sich über verschiedene Wahl-Kandidaten zu informieren. Hierfür wurde eine speziell für den Zweck designte Suchmaschine namens Kadoodle genutzt, welche die Ergebnisse der Suche einem zuvor ausgewählten Kandidaten zugunsten selektierte. Es zeigte sich, dass die Probanden dazu neigten, einen Kandidaten zu bevorzugen, je höher er in den Suchergebnissen gelistet war. Dieser Effekt war besonders stark, je weniger sie im Vorfeld über die Kandidaten informiert waren. Insgesamt konnte die Wahlpräferenz der Probanden um ganze 20 % für den ausgewählten Kandidaten beeinflusst werden, ohne dass sich die Probanden der Manipulation bewusst wurden.

Nutzer schätzen Suchergebnisse als vertrauenswürdig ein

Auch ohne sich unzähligen Verschwörungstheorien bezüglich der Manipulation durch Google hinzugeben, steht nun die Frage im Raum, wie man wem online Vertrauen schenkt und ruft nach Reflektion seitens des Nutzers. Eine Pew Studie 2012 zeigte, dass 73 % der US-Amerikanischen Bürger die Ergebnisse von Suchmaschinen als „akkurat und vertrauenswürdig“ einschätzten. Ruft das nach einem Umschreiben des Suchmaschinen-Algorithmus? In diese Richtung denkt auch ein Team von Google Forschern, die momentan nach einem Weg suchen, Suchergebnisse nach Wahrheitsgehalt zu sortieren anstatt nach Popularität. Ein Google-Sprecher sagt dazu folgendes: „Providing relevant answers has been the cornerstone of Google’s approach to search from the very beginning. It would undermine people’s trust in our results and company if we were to change course.”

In der digitalen Welt von heute, in der die Masse und nicht die Knappheit an Informationen das Problem ist, ist die Frage der Organisation und zugänglich machen dieser zentral. Ob die optimale Lösung in der Änderung des Algorithmus des Suchmaschinen-Riesen liegt oder nicht – wichtig ist der reflektierte Umgang mit den Informationen, die man im Netz findet, und das Bewusstsein darüber, dass diese – nach welchem System auch immer – nur ein selektierter Auszug sind von dem, was existiert.

 

Bild via pixabay.com under CC0 Licence