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Medienkompetenz gegen Trolls

Hinter seinem Nutzernamen fühlt man sich stark. Doch was passiert, wenn Internet Trolls von der digitalen Welt auf die reale überschwappen? Vor allem, wenn dieser die wahre Identität nicht in einer Millionen Jahren verraten würde. Jeder hat es schon einmal gesehen: Auf einen Facebook-Post legt in den Kommentaren jemand mit einem Undercover Profil mit wüsten Beschimpfungen oder ähnlichem los.

Insbesondere auf der Community Plattform Reddit tauschen sich solche Nutzertypen immer mehr untereinander aus. Mit seinesgleichen ist es eben einfach spaßiger zu reden. Je schlimmer und unmenschlicher die Aussage, desto höher Zustimmung und Lob, für die Tapferkeit so etwas auch auszudrücken. Aber seinen Namen und damit seine wahre Identität verraten, möchte auch hier niemand.

Reale Person vs. digitaler Troll

Viele Internet Trolls ziehen eine imaginäre Grenze zwischen ihrer realen und digitalen Persönlichkeit. Viele von ihnen sind daneben auch noch der Meinung, dass diese Persönlichkeiten tatsächlich komplett unabhängig voneinander koexistieren können und die eine auf die andere keinen Einfluss nimmt. Können sie nicht.

Für viele ist ihre Online-Persönlichkeit ein Weg Dinge zu sagen oder zu machen, die man sonst nicht tun würde. Das kann durchaus positiv besetzt sein, z.B. wenn man eine Fan-Geschichte über eine Buchreihe schreibt, daraus seine eigene Buchreihe entwickelt und damit einen der größten Kassenschlager des Jahrzehnts schafft. Auch wenn diese Geschichte und der Werdegang von E. L. James nicht die Regel ist, so zeigt sie doch sehr deutlich, welche Chancen hinter einer Online-Persönlichkeit stecken.

Doch in der Regel sind es die Negativbeispiele, die ans Tageslicht kommen. Damit treten dann die sogenannten Trolls auf die Bühne. Schon einmal haben wir im Blog beschrieben, welche gefährlichen Trends, wie z.B. das Swatting, sich durch sie entwickeln und verbreiten. Doch ein grundlegendes Risiko von Trolls ist, dass sie denken, sich in der realen Welt voll und ganz von ihrer digitalen Persönlichkeit abgrenzen zu können, ganz nach dem Motto: Engel links, Teufel rechts.

Das Wrestler-Meme

Im aktuellen Beispiel zeigt sich das bei einem zu Ruhm gekommenen Reddit User. Dieser wurde dadurch bekannt, das ideengebende GIF für ein Video von Donald Trump erstellt zu haben, auf dem gezeigt wird, wie der amtierende US-Präsident den Nachrichtensender CNN in alter Wrestler-Manier niederschlägt. Zu der großen Aufmerksamkeitswelle kam es allerdings erst, nachdem Trump selbst das Video auf seinem Twitter-Account mit seinen 34 Millionen Followern teilte.

Besonders spannend ist allerdings, was nach der Veröffentlichung geschah. CNN fand nämlich heraus, wer hinter dem Profil steckt. Nachfolgend wurde wohl ein wenig Schriftverkehr zwischen beiden Parteien ausgetauscht, bis der Nutzer schließlich mit einer Entschuldigung für seine bisherigen Veröffentlichungen rausrückte. Wie freiwillig diese tatsächlich war, bleibt ungeklärt. CNN wurde vorgeworfen, den User mit der Veröffentlichung seiner Person gedroht zu haben, was der Nachrichtensender aber vehement dementierte.

Was passiert jetzt?

Nach einer solchen Entschuldigung, gibt es nur zwei Wege, wie sich der Troll weiter entwickeln kann. Die erste Option ist, dass er seine Lehre aus alledem zieht (wie in der Entschuldigung beschrieben) und sein Troll-Dasein hitner sich lässt. Die zweite Option ist, dass er einfach so weiter macht wie vorher. Besagter Reddit-User entschied sich für die zweite Variante. Nachdem CNN bekanntgab, keine seiner Daten veröffentlichen zu wollen und er sich den entsprechenden Rechtsbeirat gesichert hatte, machte er unter dem gleichen Profil genau da weiter, wo er aufgehört hatte.

Im Treibsand des Trollings

Aber warum fällt es einem Troll so schwer, von seinen alten, zumeist schlechten Verhaltensmustern wegzugehen? In der Regel ist es so, dass viele Trolls erst zu Trolls werden, um eine höhere Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken zu generieren. Bei jedem Like oder Kommentar, das er generieren kann, werden Endorphine ausgeschüttet. Um mehr Endorphine ausschütten zu können, muss man mehr Likes und Kommentare generieren. Um mehr Likes und Kommentare oder andere Interaktionen zu generieren, muss man Inhalte veröffentlichen, die es entweder wert sind weitergeteilt oder kommentiert zu werden. Kontroverse Themen können dabei natürlich die größere Aufmerksamkeit erwirken, als andere Beiträge. Trolls agieren also ähnlich dem Fake-News-Prinzip. Denn auch hier gilt: Schockierend ist besser als glaubhaft. Doch je länger ein Troll seiner Online-Persönlichkeit freien Lauf lässt, desto eher muss man sich die Frage stellen, ob sich diese Online-Persönlichkeit wirklich komplett von der realen trennen lässt.

Medienkompetenz aufbauen

In Zukunft wird es daher immer wichtiger werden, den richtigen Umgang mit Medien von Kinderschuhen an zu erlernen. Laut einer Studie geben sich ein Großteil der Deutschen nur ein „befriedigend“ für ihre digitale Medienkompetenz. Immerhin zeigt dies, dass Millennials ihre eigenen Fähigkeiten in Bezug auf die Online-Welt relativ real einschätzen. Hierbei ist insbesondere der Fakt zu beachten, dass man nicht zwingend automatisch eine geeignete Medienkompetenz aufbaut, nur weil man ein Digital Native ist.

In Zukunft wird es daher umso wichtiger, einen allgemeinen Standard zu erarbeiten, der Kindern bereits in jungen Jahren vermittelt wird. Insbesondere in der Schulbildung wird es immer wichtiger, Inhalte zur Förderung einer digitalen Kompetenz einzuführen. Dabei darf die Verantwortung hierfür nicht nur bei Tech-Konzernen wie Facebook liegen. Vielmehr wird es wichtig sein, das eigene Lehrpersonal weiterzubilden und diese Inhalte bereits in das Studium aufzunehmen, damit innerhalb des Lehrkörpers keine unterschiedlichen Wissensgrundlagen zu dem Thema existieren.

Bild Credits: von Kaique Rocha, under Creative Commons Zero Licence, via pexels.com