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Connected Cars: Wie Autos Hellsehen lernen

Beim Stichwort „Connected Car“ denken die meisten wohl an die Unterhaltungsfunktionen, die ein Internetanschluss im Auto mit sich bringt. Praktisch alle Online-Dienste, die Nutzerinnen und Nutzer von ihrem Smartphone oder Tablet her kennen, werden komfortabel in die Bordelektronik integriert. Doch tatsächlich spielt Entertainment nur eine relative kleine Rolle. Laut Statista liegt das gesamte Marktpotenzial internetbasierter Funktionen in Connected Cars im Jahr 2021 weltweit bei 123 Milliarden Euro. Davon entfallen nur 21 Milliarden auf Entertainment- und Komfort-Pakete, hingegen 49 Milliarden auf Sicherheitsfunktionen. In diesem Beitrag möchte ich einige der neuartigen Sicherheitsfunktionen vorstellen, die technisch vor wenigen Jahren noch nicht möglich waren: personalisierte Wetterwarnungen. Auch wenn K.I.T.T. aus der Fernsehserie Knight Rider es sicher bereits in den 80ern drauf gehabt hätte, David Hasselhoff alias Michael Knight vor Glatteis in der nächsten Kurve zu warnen…

Connected Cars: Wie Autos Hellsehen lernen

Bis vor kurzem waren die Sicherheitssyteme im Auto praktisch blind. Auch wenn die Hersteller Lenkung, Traktion und Bremsen stetig verbessert haben, konnten die Systeme nicht auf konkrete aktuelle Situationen reagieren, da ihnen dafür ganz einfach die Wahrnehmungsmöglichkeiten gefehlt haben. Klassische Sicherheitssysteme bewahren Fahrer nicht davor, von starken Regenfällen, Schnee, Nebel oder Glatteis in der nächsten Kurve überrascht werden. Erst datenbasierte Dienste wie etwa INRIX Road Safety* bringen dem Auto bei, zu „sehen“, zu „fühlen“ und sogar künftige Ereignisse vorherzusagen: Über Sensoren nehmen Connected Cars Ihre Umwelt wahr und senden die Daten in die Cloud, wo sie analysiert werden. Von dort werden die Daten innerhalb kurzer Zeit in die Autos der Nutzer zurück gesendet, um sie in Echtzeit vor Gefahren wie Nebel oder Aquaplaning auf der Strecke zu warnen.

                                     

In modernen Fahrzeugen sind bis zu 280 Sensoren eingebaut, doch bisher wird lediglich auf einen kleinen Teil davon zur Gewinnung von sicherheitsrelevanten Informationen zurückgegriffen. Regen- und Scheibenwischer-Sensoren geben über Niederschläge Auskunft, Barometerdaten über Sturmgefahr; eingeschaltete Nebelscheinwerfer vorausfahrender Autos lassen auf schlechte Sichtverhältnisse schließen; die Außentemperatur in Verbindung mit Informationen zu Brems- und Traktionsverhalten lässt Rückschlüsse auf Glatteis und Rutschgefahr zu. Derartige Sensordaten ermöglichen genaue Vorhersagen über die Straßenbedingungen, identifizieren exakt die betroffenen Streckenabschnitte und berücksichtigen dabei auch die Straßenstruktur und geologischen Verhältnisse. Auf Basis dieser Daten sind die neuen Sicherheitsdienste in der Lage, Fahrer beim Auftauchen gefährlicher Wetterbedingungen umgehend zu alarmieren.

Die Vorhersage von potenziellen Gefahren erfolgt auf Basis von multivarianten Statistikmodellen, in die aktuelle und historische Daten einfließen, also Erfahrungswerte aus der Vergangenheit. Ihre kombinierte Analyse lässt genaue Rückschlüsse auf die konkrete Situation zu, Autofahrer können vor gefährlichen Straßenverhältnissen gewarnt werden, die sich etwa 500 Meter vor der aktuellen Position des Fahrzeugs befinden.

Was bringt die Zukunft?

Macht das den Autofahrer „gläsern“? Wie soll man diese Entwicklung einschätzen? Sicherlich gibt es bei vielen Menschen Bedenken hinsichtlich einer „Vollüberwachung“, die für die Bereitstellung und Nutzung solcher Dienste nötig ist. Damit das Auto den Fahrer vor Glatteis auf seiner Strecke warnen kann, muss der Anbieter der Dienste jederzeit wissen, wo sich das Fahrzeug gerade befindet. Datenschutzregeln helfen gegen den Missbrauch der Daten. In Deutschland dürfen die Daten beispielsweise nur dann verwendet werden, wenn die explizite Einwilligung des Autofahrers vorliegt. Es muss jederzeit transparent sein, welche Daten genutzt werden. Allerdings weisen die rechtlichen Regelungen von Bundesland zu Bundesland und auch international große Unterschiede auf, darin liegen erhebliche Hürden für die breite Nutzung von Wetter- und Risikodaten. Für den Autofahrer gilt: Wer die neuen Sicherheitsmöglichkeiten ausschöpfen will, muss seine Daten zur Verfügung stellen – ganz einfach weil die Dienste ohne Datenaustausch nicht funktionieren.

 

[avatar user=”Stefan Haagn” size=”thumbnail” align=”left” link=”mailto:shaagn@webershandwick.com” /]

Stefan Haagn arbeitet seit 2010 im Münchener Büro von Weber Shandwick und unterstützt als Senior Manager, Media Relations, Technology vor allem Kunden aus der Telekommunikation, der IT und Softwarebranche.

 

*Weber Shandwick pflegt geschäftliche Beziehungen zu INRIX

Bildcredits: Bilderandi under Creative Commons Zero Licence, via pexels.com