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Wie schmeckt Klimaschutz? Labels und Lebensmittel

Das Thema Kennzeichnung von Lebensmitteln hat eine lange Historie und in dieser Geschichte mittlerweile auch eine sehr lange Liste von Regularien hervorgebracht, um Verbraucherinnen und Verbrauchern möglichst transparent Themen wie Herkunft oder Inhaltsstoffe auszuweisen. Die Konsumenten sollen zudem zukünftig mit der Lebensmittel-Ampel und dem sog. Nutri-Score befähigt werden, auf einen Blick gesunde von weniger gesunden Produkten zu unterscheiden.

 

Ein Label für das Klima

 

Aktuell sorgt eine weitere Idee zur Kennzeichnung für Aufmerksamkeit und Diskussion – diesmal aber mit Zielstellung Gesundheit des Planeten und dem Beitrag, den Konsumenten zum Klimaschutz leisten können. Ende August 2020 hat der wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) der für Ernährung zuständigen Bundesministerin Julia Klöckner ein Gutachten überreicht, in dessen Rahmen ein Klimasiegel für Lebensmittel, das Verbrauchern die Wahl beim Einkauf erleichtert, empfohlen wird.

Die Empfehlung spiegelt den aktuellen Stand der Forschung wider, der zufolge ein Fünftel der Klimabelastung eines Bürgers in Deutschland durch Lebensmittel verursacht wird, während dieser Sektor ansonsten weitgehend von den Klimaschutzinstrumenten ausgenommen ist. Aktuell wird ein verpflichtendes, staatliches, auf Durchschnittswerten basierendes Klimalabel diskutiert, das auf das Gewicht (CO2-e je kg) bezogen sein soll und für Lebensmittel und Mahlzeiten gelten.

 

Appell an den Bundestag

 

Bemerkenswert ist dabei mit Blick auf die Stakeholderlandschaft dieser aktuellen Diskussion, dass nicht nur Experten, Wissenschaft oder NGOs hier entsprechende Forderungen stellen, sondern diese Idee auch aus der Mitte der (progressiven) deutschen Lebensmittelindustrie heraus propagiert wird. Und zwar sehr laut – in einer Art Lobbying 2.0 rufen aktuell Oatly, Rügenwalder, Frosta und Co. von Billboards und Bannern „Hey Bundestag“.

Diese Initiative ist ein weiteres Musterbeispiel für eine neue politische Rolle von Marken: am Montag, 14.9., erfolgt eine öffentliche Anhörung im Bundestag, in deren Rahmen Oatly als Initiator stellvertretend auch für 57.000 Bürger, die eine entsprechende Petition unterzeichnet haben, eine gesetzlich verpflichtende CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln fordern wird.

Oatly selbst steht gerade vor der Herausforderung, die Veräußerung von Unternehmensanteilen an den für seine Nähe zu Donald Trump (und dessen eher zurückhaltende Klimapolitik) bekannten US-amerikanischen Investor Blackstone mit der eigenen recht progressiven Klimastrategie in Einklang zu bringen.

Dessen ungeachtet steht zu erwarten, dass sich weitere Lebensmittelmarken dieser Initiative anschließen und so ein breites Industriebündnis entsteht, das nicht nur Selbstverpflichtung deklariert, sondern auch Verbraucher in die Lage versetzt, eine aktive Rolle bei der Gestaltung des eigenen ökologischen Fuß- oder besser Mundabdrucks einzunehmen. So schmeckt Klimaschutz!

 


Bild Credits: Banner – Unsplash under Creative Commons Zero Licence