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Wie Unternehmen den Mitarbeitenden psychologische Stabilität in schwierigen Zeiten geben können

Dass die vergangenen Jahre erhebliche Auswirkungen auf die Psyche der Menschen hatte, ist kein Geheimnis mehr. Auch wenn die Zeit sich stetig wandelt, Menschen wieder öfter zusammenkommen und man sich an das Homeoffice gewöhnt hat, gibt es nicht wenige, die sich noch immer isoliert fühlen.

 

Mental Health in Unternehmen noch immer unter dem Radar

Mental Health ist das dazugehörige Schlagwort, das derzeit in aller Munde ist. Alle wissen, es ist wichtig, aber nur wenige tun etwas. Bei vielen Unternehmen und Organisationen läuft das Thema oft noch unter dem Radar. Obwohl es ein dringendes Thema ist, rückt Mental Health immer wieder in den Hintergrund, weil andere Themen priorisiert werden. Dabei gibt es so viel zu verlieren.

Auf der Makroebene betrachtet, können Faktoren wie der vorherrschende Krieg, damit einhergehende Preissteigerungen, aber auch die anhaltende Pandemie und ihre resultierende zunehmende Vereinsamung, Isolation und Entsozialisierung eine große Rolle spielen. Hinzu kommen familiäre Umstände, Arbeitsbelastung und andere Faktoren auf der Meso- und Mikroebene, die dafür sorgen können, dass jemand nicht mehr Herr oder Frau der Lage ist und dringend psychologische Unterstützung benötigt.

 

Eine sichere Umwelt schaffen

Die meisten Menschen verbringen einen Großteil ihres Tages mit der Arbeit. Und genau hier kommen die Unternehmen, die Arbeitgeber, ins Spiel. Sie haben eine essentielle Rolle, in der Belegschaft durch eine sichere Umwelt für mentale Stabilität und Sicherheit zu sorgen. In der Organisation braucht es Kolleg:innen, die das Thema an die Oberfläche bringen. Diejenigen, die darauf aufmerksam machen, sich offen damit beschäftigen. Die Interne Kommunikation und HR-Abteilung spielen hier eine essentielle Rolle. Aber auch die Führungskräfte müssen regelmäßig darin geschult sein, in ihren Teams für psychologische Stabilität zu sorgen. Jeder sollte sich wohl und sicher fühlen, so zu sein, wie er ist und offen darüber reden können. Gleichzeitig müssen Unternehmen darauf achten, dass auch die Führungskräfte selbst ein entsprechendes Auffangnetz haben – immerhin lastet auf ihren Schultern extrem viel Verantwortung.

 

Zuhören, nicht nur funktionieren

Eine Stütze für jeden Mitarbeitenden ist das Zuhören. Auch wenn das sehr einfach klingt, so einfach ist es nicht. Vielen fällt es immer schwerer, konzentriert bei einer Sache zu bleiben. Wie oft erwischst du dich selbst dabei, dass du im Gespräch mit jemandem bist und während er oder sie noch spricht (und dir vielleicht sein Herz ausschüttet), trudelt eine E-Mail ein, kommt eine Chatnachricht oder ruft jemand an. Schwups, wandern die virtuell erschöpften Augen weg von deinem Gegenüber und die Gedanken schweifen ab. Noch schnell ein „ja, aha“, aber eigentlich hört man schon gar nicht mehr richtig zu.

Wir müssen wieder lernen, uns Zeit füreinander zu nehmen, aktiv zuzuhören. Gehört zu werden, kann oft schon der nötige Halt sein, den Kolleg:innen in dem Moment benötigen. Und nach dem Zuhören sollten bestenfalls Taten folgen. Denn nichts ist frustrierender, als sich die Seele herunter zu reden, es dann aber keine Änderungen gibt.

 

Nobody’s perfect

Mitte 2020 saß unser HR & Leadership-Team zusammen, um nötige Maßnahmen für die anlaufende Pandemie zu besprechen. So fragte eine Kollegin in die Runde „Hat irgendwer Erfahrungen mit dem Handling einer Pandemie?“ – Die Antwort war natürlich „Nein“ und so lächerlich das klingen mag, so nahm es allen in der Runde auch ungemein den Druck von den Schultern.

Nein, niemand von uns hat bisher eine Pandemie durchlebt. Wir haben alle keine Ahnung, was wir hier eigentlich tun. Aber das Gute daran ist: Wir sind damit nicht allein.

Das Wichtigste für Arbeitgeber in diesen Momenten ist, genau dies offen zu kommunizieren und keine Erwartungshaltung gegenüber den Mitarbeitenden zu schüren, der sie nicht standhalten können. Arbeitnehmer:innen haben in den vergangenen Monaten so viele Fragen gehabt wie nie zuvor. Plötzlich wurde der Arbeitgeber in Zeiten von Lockdown, Isolation und Homeoffice-Pflicht mitunter der einzige Ansprechpartner für alle möglichen Themen, auch private. All dem gerecht zu werden – perfekt zu sein – ist nahezu unmöglich. Wir befinden uns immer an einem aktuellen Punkt. Und von da an schauen wir, wie es weitergeht. Wichtig ist, ruhig zu bleiben, offen und ehrlich zu sein, zuzuhören und empathisch zu bleiben.

Führungskräfte mögen nicht unbedingt die Antworten auf alles haben, aber sie können den nötigen sicheren Raum geben, um Lösungen und Antworten zu finden. Wer signalisiert, sich darum zu kümmern, mentale Gesundheit als seine Verantwortung anzuerkennen, dem wird auch verziehen, wenn er nicht alle Antworten hat. Aber in gemeinsamer Sache lassen sich Lösungen finden.

 

Wohlbefinden fördern

Welche konkreten Wege können Arbeitgeber einschlagen, um seinen Mitarbeitern ausreichenden Halt in turbulenten Zeit geben zu können?

  1. Beziehungen aufrecht erhalten: Aktiv darin bleiben, Beziehungen unter Kolleg:innen zu fördern und zu halten – als Investment in die Zukunft
  2. Das eigene Ökosystem aufrechterhalten: Ein Ökosystem aus Freunden, Bekannten, Kolleg:innen und anderen Vertrauen hilft dir, auf dich Acht zu geben. Gleichzeitig gibst du auf sie Acht. Und sie werden es dir danken.
  3. Hilfe zur Selbsthilfe: Apps wie Headspace oder Sanvello, Trainings z.B. via LinkedIn Learning, aber auch weitere interne Angebote des Arbeitgebers sind gute erste Anlaufpunkte.
  4. Kollegiale und professionelle Unterstützung: Mental Health First Aiders, gut funktionierendes EAP mit professionellen Psycholog:innen, Führungskräfte und Wellbeing Champions
  5. Offene Kommunikation für bessere psychische Gesundheit fördern, das Thema entstigmatisieren. Schwere Entscheidungen können in einer größeren Gruppe besprochen werden, damit sich jeder involviert fühlt.

 

Empathie, Empowerment und Inklusion

Psychische Gesundheit geht uns alle an. Niemand muss perfekt sein und niemand muss die ultimative Lösung haben, doch gemeinsam finden wir unseren Weg aus jeder Krise. Empathie, Empowerment und Inklusion sind die Grundpfeiler für psychologische Stabilität in jeder Organisation. Wir müssen einander zuhören, unser Handeln regelmäßig hinterfragen und den Gegebenheiten anpassen. Menschen brauchen eine Vision, bei der sie mit anpacken und etwas bewegen können. Arbeitgeber, die damit eine Umwelt in ihrer Organisation schaffen, in der sich die Mitarbeitenden sicher fühlen, fördern das allgemeine Wohlbefinden und erzielen schließlich bessere Leistungen.

 

Picture credit: Picture by RODNAE Productions via pexels.com