Künstliche Intelligenz: Kaum ein Technologiethema wird so emotional diskutiert, wie dieses. Wundern darf einen das nicht – Immerhin haben vergleichsweise viele Menschen schon damit Bekanntschaft gemacht. Cineasten erinnern sich an HAL 9000, Sonny aus I, Robot oder Dr. Will Caster; Tech-Fans wiederrum wissen, dass Google „KI“ anbietet, um über seinen digitalen Assistenten Friseurtermine auszumachen. Verschwörungstheoretiker halten es mit Elon Musk, der sich schon 2017 sicher war, dass KI mal für den 3. Weltkrieg verantwortlich sein wird.
Egal was man von KI halten mag: Es zeichnet sich ab, dass große Teile des Alltags und des Wirtschaftens hierdurch verändert werden. Es wird also Zeit, einen Blick hinter die Kulissen, Schauermärchen und Stammtischweisheiten zu werfen und zu zeigen, was IT-Unternehmen wirklich meinen, wenn sie von KI oder Machine Learning sprechen.
Goodbye Glaskugel
Fans von Tarot und Horoskopen müssen jetzt stark sein: Der Jahrhunderte alte Wunsch, in die Zukunft zu blicken und so größere und kleinere Katastrophen zu verhindern, erfordert nicht länger übernatürliche Kräfte. Heute genügt zum Beispiel eine IT-Lösung von Splunk[1]. Das US-amerikanische Unternehmen verarbeitet Maschinendaten, wie u.a. Log-Daten, Web-Traffic aber auch Informationen aus Produktionsanlagen wie Füllstände von Verbrauchmaterial, Qualitätslevel der hergestellten Güter, aus Maschinen – Ölstände, gefahrene Kilometer, Standort – und Umgebungsdaten wie Temperatur oder Feuchtigkeit. All diese Daten lassen sich mit dem Angebot von Splunk an einem Ort erfassen und verarbeiten. Mit Hilfe der Daten haben IT- und andere Service-Teams stets im Blick, wie der Zustand der zu überprüfenden Objekte ist. Droht beispielsweise der Ausfall eines IT-Systems, erhalten sie umgehend eine Nachricht; im besten Fall können sie dann reagieren, bevor es zu einem größeren Ausfall kommt. Findet das im industriellen Umfeld statt, spricht man von „Predictive Maintenance“, im IT-Umfeld auch von AIoPs (kurz für „Artificial Intelligence IT Operations“) oder Preventative IT. Um diese Vorhersagen möglichst präzise zu machen – denn auch unnötig gestoppte Systeme kosten Geld – bedient sich die Software künstlicher Intelligenz. Sie nutzt historische und Echtzeitdaten aus dem jeweiligen Unternehmen und lässt einen Algorithmus berechnen, wann es potentiell zur nächsten Störung kommt. KI ersetzt also die Glaskugel und hilft dabei, dass Unternehmen reibungslos funktionieren. Hört sich eher nach Wartung 2.0 als nach Schauermärchen an, oder?
Design mit Köpfchen
Das Beispiel von Splunk hat bereits heute einen tatsächlichen Nutzen und hilft weltweit Unternehmen dabei, ihre Systeme im Griff zu behalten – trotzdem gibt es auch KI-Projekte, die noch ein bisschen Zukunftsmusik sind. Für IBM Watson – so heißt die KI-Plattform des oft „Big Blue“ genannten IT-Riesen, gab es eine ungewöhnliche Aufgabe: Das kognitive System sollte im Team mit menschlichen Designern ein Kleid entwerfen. Bei Modedesign kommt es längst nicht mehr nur auf einen kreativen Kopf und eine flotte Schneiderschere an: Materialwissenschaftler wählen den optimalen Stoff aus und auch Markenverantwortliche reden ein Wörtchen bei der Farbwahl mit. Das Label Marchesa wagte den Versuch und designte zusammen mit IBM Watson „The Cognitive Dress“. Die KI-Instanz machte sich Tausende von Quellen zu Nutze, um den optimalen Stoff und die richtige Farbe zu finden. Der Clou: Als das Kleid vorgestellt wurde, nahm es mit Hilfe von eingearbeiteten LEDs in Echtzeit die Farbe an, die die Stimmung der Fans in den sozialen Netzwerken widerspiegelte. Hört sich an, als hätte die gute Fee Jolanda aus Cinderella mal wieder ihren Zauberstab geschwungen und dazu „Bibbidi-Bobbidi-Boo“ gesummt? Vielleicht, aber es zeigt, dass die Welt der KI auch Kreativprozesse verändern könnte. Wir sind gespannt, welche tollen und überraschenden Geschichten daraus noch entstehen werden!
[1] Weber Shandwick pflegt geschäftliche Beziehungen zu Splunk und IBM.
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