Am 3. Februar jährt sich der 550. Todestag von Johannes Gutenberg. Für Wissenschaftler gilt seine Erfindung des Buchdrucks als die dritte Medienrevolution der Menschheitsgeschichte – nach der Ausbildung von Sprache und der Entwicklung komplexer Schriftsysteme.
Der italienische Professor und Experte für Fälschungen, Bruno Fabbiani, zweifelte Anfang dieses Jahrtausends jedoch an, dass Gutenberg seine 42-zeilige Bibel tatsächlich mit dem revolutionären Satz einzelner, beweglicher Buchstaben gedruckt hatte. Stattdessen solle die B42 mittels bisher gängiger Druckplatten entstanden sein, für die man den Text einer ganzen Seite mit Hilfe von Punzen dauerhaft auf eine Metallplatte hämmert, die dann als Druckplatte für ausschließlich dieses Werk fungiert.
Punzen gebraucht man auch heute noch in der Metall-, Schmuck- oder Lederverarbeitung. Am spitzen Ende eines länglichen Metallstücks, ähnlich einem Stift, befindet sich ein Buchstabe, Zeichen oder Ornament als erhabene Stempelform. Dieses Ende wird auf weiche Materialien aufgesetzt und mit hohem Druck als Vertiefung in der Oberfläche verewigt.
In der Typografie dagegen bezeichnet Punze den umschlossenen Raum eines Buchstabens, z.B. die runde Innenfläche des O, die dreieckige Aussparung beim A oder auch den Halbkreis beim kleinen e. Offene Punzen finden sich bspw. bei den Lettern m, u und h, jeweils in den Bögen (siehe Bild links unter Nummer 1). Hier stehen Punzen also für die Bereiche von Lettern, die nicht gedruckt werden, also keine Druckerschwärze auf dem Papier hinterlassen.
Eine dritte, äußerst vulgäre Verwendung des Begriffes Punze findet sich in dem Gebrauch als Schimpfwort für das weibliche, innere Geschlechtsorgan. Etwas weiter gefasst ist es auch als Bezeichnung für weibliche Personen im Allgemeinen zu finden.
Aber zurück zu Gutenberg und Fabbiani. „Alles Quatsch“ sagte sinngemäß das Mainzer Gutenberg-Museum zur Druckerfehde des Italieners und wies die Anschuldigungen zurück. Es gäbe schließlich verschiedenste Beweise im Druckbild der B42, dass Gutenberg seinerzeit keine Punzen verwendet habe. Diese führten die Museums-Kuratoren in einem Artikel in der italienischen Zeitschrift Graphicus aus.
Bis heute sind die Zweifel daran, ob Gutenberg seine Bibel tatsächlich ohne Punzen und ausschließlich mit beweglichen Lettern gedruckt hat, nicht ganz ausgeräumt. Für die meisten gilt der Mainzer Johannes Gutenberg aber nach wie vor als Revolutionär und Mann des Jahrtausends.