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Internationales Meeresabkommen nach über 15 Jahren Verhandlungen

Nutzen der Tiefsee und Erbe der Menschheit

„Wir brauchen den Ozean als mächtigen Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Doch die Meere leiden zunehmend unter der Klimakrise, dem Artenaussterben und der starken Verschmutzung. […] Wenn wir die Meere weiter derart ausbeuten und verschmutzen, werden wir auch den Kampf gegen die Klimakrise verlieren.“[1], so bringt es Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf den Punkt. Und nicht nur das: Wir sind z.B. auch in Bezug auf unsere Ernährungssicherheit, den Welthandel und Transport von den Meeren abhängig, wie bereits wenige Fakten belegen:

  • Mehr als 3,3 Milliarden Menschen beziehen mindestens ein Fünftel ihres tierischen Eiweißes aus den Ozeanen der Welt[2].
  • Der Wert von Meeresgütern und Dienstleistungen entsprach im Jahr 2021 knapp 2,5 Billionen US-Dollar[3].
  • Über ein Viertel der durch menschliche Aktivitäten verursachten CO2 -Emissionen haben die Ozeane bis dato aufgenommen. Dank Algen und Mikroorganismen produzieren sie über 70 % des Sauerstoffs auf der Erde.

Bislang konnte sich mangels rechtlicher Klarheit jeder bedienen, wie er wollte

Zwei Drittel der Ozeane gehören zur Hohen See und sind damit weitgehend rechtsfreier Raum – gewesen?! Dies blockierte bislang jegliche Bemühungen für ihren Schutz und öffnete Tür und Tor für Vermüllen, Überfischung sowie Ausbeutung von Ökosystem und Meeresböden. Gerade in den letzten 10 Jahren stieg das Interesse an Meeresschätzen wie Manganknollen, die Kupfer, Nickel und Kobalt beinhalten, welche beispielsweise für die Stahlverarbeitung und Elektroindustrie gebraucht werden. Der dafür notwendige Tiefseebergbau zerstört pro Jahr pro Abbauoperation mehrere Hundert Quadratkilometer der so wichtigen obersten, aktiven Sedimentschichten des Meeresbodens. Aktuell gibt es davon weltweit 30 Operationen. Ihre Pflugspuren sind noch ein viertel Jahrhundert danach sichtbar. Forscher des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie haben berechnet, dass die Mikroben, die als Indikator für die Schädigung von Tiefsee-Ökosystemen genutzt werden,  frühestens nach 50 Jahren wieder ihre übliche Funktion voll ausüben können[1].

Erstes Internationales Abkommen zum Schutz der Weltmeere

Das erste internationale Hochsee-Abkommen soll das zukünftig regeln: Nach 15 Jahren Verhandlungen haben die Vereinten Nationen sich im März dieses Jahres darauf geeinigt, dass mindestens 30 Prozent der Weltmeere zukünftig Schutzgebiete werden sollen[1]. Die biologische Vielfalt auf Hoher See soll unter international verbindlichen Schutz gestellt werden. Außerdem sollen Verfahren festgelegt werden, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten in den Meeren auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu prüfen. Es sind u.a. Ausgleichszahlungen an ärmere Länder geplant, die nicht von Erträgen aus Forschungsprojekten der großen Volkswirtschaften im globalen Norden profitieren, für die der Ozean aber oftmals ihre Lebensgrundlage darstellt.

Doch jetzt geht die Arbeit erst richtig los!

Ob das Abkommen wirklich hält, was es verspricht, hängt von seiner Umsetzung ab. Der Hochseevertrag ist nur der rechtliche Rahmen, die eigentlichen wichtigen Maßnahmen kommen erst noch. Bereits während der Verhandlungen bremsten Russland und China die Bemühungen immer wieder aus. Ob am Ende alle Länder das Abkommen umsetzen und wie gut es in der Praxis funktionieren wird, bleibt fraglich.

Dennoch ist das Abkommen ein erster und wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnis und das Bewusstsein reifen, dass wir Menschen alle „im selben Boot“ auf unserem blauen Planeten sitzen.


[1] BMUV-PM: Allianz für den internationalen Meeresschutz vom 2.3.2023

[2] https://worldoceanreview.com/de/wor-7/nahrung-aus-dem-meer/

[3]  UNCTAD: https://unctad.org/publication/advancing-potential-sustainable-ocean-based-economies-trade-trends-market-drivers-and

[4] https://www.golem.de/news/meeresschutz-tiefseebergbau-schaedigt-meeresboden-fuer-lange-zeit-2004-148204.html

[5] Als Hochsee oder Hohe See werden rund 60 Prozent der Weltmeere bezeichnet, die nicht unter die ausschließliche Wirtschaftszone eines Staates fallen, da sie weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind.