Snapchat: Von Jugendlichen gefeiert und von vielen Datenschutzrechtlern verurteilt. Die App hat es schon weit gebracht. Von einer Schmuddel-App für Teenies, über Wahlkampfkampagnen auf der Plattform, bis hin zu einem börsennotierten Unternehmen.
Zwischen Teenies & Datenschutz
Ein Digital Native zu sein, bedeutet noch lange nicht, dass einem bewusst ist, was mit den eigenen Daten passiert. Wer genau kümmert sich denn schon darum, ob und wie Facebook sich finanziert – obwohl das bei diesem Beispiel wohl noch am offensichtlichsten ist. Man weiß: Es werden Daten gesammelt. Man weiß auch: Meine Daten sind offensichtlich wertvoll.
Daneben sind sie die kleinen Helferlein, die dafür sorgen, dass immer die passenden Inhalte ausgeliefert werden. Aber kaum einer befasst sich damit, welche Daten genau gesammelt werden, und in welchem Zeitraum. Auch wenn Datenschutzbeauftragte- und Interessierte immer wieder die hohe Priorität des richtigen Verständnisses für solche Vorgehen predigen. Man kann davon ausgehen, dass es Jungs & Mädels in ihren frühen Zwanzigern relativ egal ist was, wer oder wie gesammelt wird, so lange die App richtig funktioniert.
Die Anziehungskraft von Snapchat
Ironischerweise zog es Jugendliche anfangs aber auf Snapchat, weil sie sich auf Facebook & Co. zu überwacht und zugespamt fühlten. Es ist schon Gewohnheitssache, genau das T-Shirt, das man gerade noch in einem Online Shop gesehen hat, auf einmal in seinem Newsfeed zu haben. Noch dazu machte der Spruch „What happens in Facebook, stays in Facebook“ einen bedrohlichen Eindruck, war man erst einmal dahinter gekommen, wie “wahr” das eigentlich ist.
Die Plattform vergisst und löscht nicht. Das peinliche Bild vom Sommerfest vor fünf Jahren? Facebook sei Dank, ist es immer noch im Netz. Doch das gilt natürlich nicht nur für den Social-Media-Pionier selbst. Auch die meisten anderen sozialen Netzwerke handhaben das ähnlich. Dagegen machte Snapchat sich gerade dadurch beliebt, dass die Inhalte nur kurze Zeit nach dem Öffnen wieder gelöscht werden. Die Bilder können nur einmal, maximal zweimal angesehen werden. Macht jemand einen Screenshot davon, wird der Snapper sofort darüber informiert.
Konkurrenz macht das Leben hart
Doch je größer die Plattform wird, desto mehr entfernt sie sich von ihrem ursprünglichen Ich. Diese Entwicklung ist irgendwie ja auch selbstverständlich. Denn eine Plattform mit 166 Millionen Nutzern muss sich einfach anders – und vor allen Dingen profitabler – aufstellen, als eine mit hunderttausend. Insbesondere, wenn die Konkurrenz seit einem gescheiterten Übernahmeversuch immer wieder Dinge aus dem Produktportfolio abgreift (wie z.B. die Instagram, Whatsapp, Facebook und Messenger Stories zeigen).
Was also hat Snap Inc., das mittlerweile börsennotierte Unternehmen hinter der App, gemacht? Na das, was jede gute Plattform machen würde, um bestehende User zu halten und neue dazu zu gewinnen: die Produktpalette erweitert. Seit Anfang des Jahres gab es in jedem Monat mindestens eine größere Änderung auf Snapchat. Dazu zählen neben Custom Stories und 3D Lenses auch das weltweite Rollout der Snapchat Spectacles und die neuste der Änderungen, die sogenannten Snap Maps.
Snap Maps: Sag mir, wo du bist & was du machst
Nach der Übernahme von Zenly, übernahm Snapchat auch eben jene Hauptmerkmale. Bei Zenly handelt es sich um eine Art Social Map. Diese zeigt dem Nutzer, wo seine Freunde sich gerade aufhalten und was sie dort machen. Die neue Funktion Snap Maps sieht fast 1:1 genauso aus wie das Original. Der auffälligste Unterschied der beiden liegt nur darin, dass bei Snapchat Bitmojis die Freunde darstellen und auf Zenly sind es Profilbilder. Alle Snapchat Freunde können sehen, wo genau man sich zurzeit aufhält und die Bewegungen in Echtzeit mit verfolgen.
Für jeden, der einen Wert auf Datenschutz legt, klingt die neue Funktion dabei wie ein Albtraum. Die App zieht sich die Daten zwar nur für den Zeitraum während der Nutzung der App. Doch auch dadurch können sich schnell gefährliche Situationen für Nutzer entwickeln. Ist man z.B. zuhause auf der Couch, hat die Funktion eingeschaltet und geht kurz auf Snapchat, aktualisiert sich zeitgleich die Location auf der Snap Map und die Snapchat-Freunde sehen, wo man wohnt. Damit kann man sich nun getrost von seiner Privatsphäre verabschieden. Insbesondere jüngeren Nutzern ist oft nicht bewusst, dass diese Funktion einen dauerhaften Zustand darstellt und sich nicht automatisch deaktiviert.
Möglichkeiten für mehr Privatsphäre
Um auch weiterhin einigermaßen geschützt auf der Plattform zu sein, gibt es z.B. die Möglichkeit einzuschränken, wer die eigenen Location-Updates zu sehen bekommt. Dabei kann man sich entscheiden, ob man einzig und allein die Updates zu sehen bekommt, eine ausgewählte Anzahl an Freunden oder eben alle Freunde, die man auf Snapchat hinzugefügt hat. Daneben kann man natürlich auch einfach die Ortungsdienste auf dem Handy abschalten. Dann muss man sich aber auch damit abfinden, keinen der witzigen Location-Filter verwenden zu dürfen.
Auf jeden Fall sollte so oder so das Bewusstsein für den Umgang mit Daten stärker gefördert werden. Entsprechende Lehrmaßnahmen werden immer notwendiger. Denn auch ohne Snap Map sammelt das Netzwerk, so wie jede andere Social-Media-Plattform, eine riesige Datenmenge über uns. Daher ist es umso wichtiger, vor allem für junge Nutzer, sich zu schützen und das Bewusstsein in puncto Datenschutz zu verbessern.